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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Wie wird aus Daten ein theoretisches Konzept? Die Anwendung der GTM im Projekt MAM-Care

Meeting Abstract

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  • Mi-Ran Okumu - IMVR, Köln, Deutschland
  • Lisa Bach - IMVR, Köln, Deutschland
  • Anna Volkert - IMVR, Köln, Deutschland
  • Nadine Scholten - IMVR, Köln, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf292

doi: 10.3205/24dkvf292, urn:nbn:de:0183-24dkvf2929

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Okumu et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Grounded Theory Methodologie schreibt keine feste Abfolge von Schritten vor. Daher kommt den Arbeitsprinzipien eine besondere Bedeutung zu. Hierzu zählen das theoretische Sampling sowie die Zirkularität und Parallelität von Erhebung, Auswertung und Theoriebildung – geleitet durch theoretische Sensibilität und Offenheit. Anhand einer GTM Studie im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts MAM-Care (01GY2110) soll eine mögliche Umsetzung dieser Prinzipien beschrieben werden.

Zielsetzung: Anhand der Forschungsfrage, welche Faktoren die Wahrnehmung Gebärender hinsichtlich des (Nicht-)Erlebens geburtshilflicher Gewalt beeinflussen, sollen die Umsetzung der Arbeitsprinzipien der GTM sowie die Vorgehensweise bei der Entwicklung eines theoretischen Konzepts beispielhaft beschrieben werden.

Methode: Um sowohl theoretische Sensibilität als auch Offenheit zu wahren, wurden im Vorfeld Aufmerksamkeitsrichtungen identifiziert, die bei der Datenerhebung nur vertieft wurden, wenn diese von den Befragten selbst angeführten wurden. Die Auswertung umfasste einen iterativen Prozess aus Sequenzanalysen und Vergleichen induktiv-deduktiv generierter Aspekte bis zur theoretischen Sättigung.

Ergebnisse: Die sensibilisierenden Konzepte beinhalteten Komponenten der Innenwelt der Wahrnehmungsentstehungsprozesse sowie bisherige Forschungsergebnisse (u.a. Einfluss von Autonomieerleben). Insgesamt wurden 12 Interviews geführt. Die Rekrutierung erfolgte über Instagram-Aufrufe. Einschlusskriterium war eine Geburt im Krankenhaus vor maximal 12 Monaten. Zusätzlich sprachen die ersten beiden Aufrufe Mütter an, die nach eigener Einschätzung Gewalt unter der Geburt erlebt haben. Auf Grundlage von Datenauswertung und Literaturrecherche beinhaltete der dritte Aufruf das Erleben von Fundusdruck. Darüber hinaus erwähnten die Befragten weitere Kriterien wie Komplikationen oder Vertrauen in Versorgende. Das theoretische Sampling ermöglichte diverse Konstellationen von Kriterien und Kontrasten. Im Rahmen der Auswertung wurden zunächst sehr kleinteilige und im weiteren Verlauf größere Sinneinheiten betrachtet. Die Sequenzanalyse und die Dokumentation von Memos wurden in Word durchgeführt. Mithilfe von Excel wurden relevante Textstellen und Aufmerksamkeitsrichtungen systematisiert. Die Nutzung einer QDA-Software war nicht erforderlich. Als Hilfsmittel zur Strukturierung der Daten wurde das Kodierparadigma1 in angepasster Form genutzt. Die ermittelte Kernkategorie wies Parallelen zum Kohärenzgefühl nach Anotonovsky [1] auf. Dieses wurde auf unsere spezifische Fragestellung sowie entsprechend unserer Ergebnisse angewandt. Das auf Grundlage der Auswertung entstandene theoretische Konzept beinhaltet generelle Einflussfaktoren sowie den inneren Erlebensprozess der Gebärenden, der zur Bewertung einer Erfahrung als gewaltvoll oder nicht führt.

Implikation für Forschung: Die im Rahmen der Studiendurchführung gewonnen methodischen Erkenntnisse sollen anderen Forschenden zur Verfügung gestellt werden.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; Projektname: MAM-Care – Bedürfnisse, Beteiligung und Sicherheit in der geburtshilflichen Versorgung; Fördernummer: 01GY2110


Literatur

1.
Antonovsky A. Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche erweiterte Ausgabe von A. Franke. dgvt-Verlag; 1997.