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Vergleich verschiedener Implementierungsstrategien eines kollaborativen Dementia Care Managements hinsichtlich der Patientenmerkmale, ungedeckten Bedarfe sowie Auswirkungen auf Lebensqualität und Kosten
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Frühere Studien haben gezeigt, dass ein kollaboratives Dementia Care Management (cDCM) patienten- und gesundheitssystemrelevante Outcomes verbessern kann. Es ist jedoch unklar, in welchem Setting der Routineversorgung das cDCM den größten Nutzen für die Patienten und das Gesundheitssystem stiftet.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es daher, die Umsetzung des cDCM in zwei Settings bezüglich der Patientenmerkmale, der identifizierten ungedeckten Bedarfe sowie der Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) und Kosten zu vergleichen.
Methode: Die Analyse basiert auf Daten aus der Implementierungsstudie DCM:IMPact, in der das cDCM in einem Ärztenetz (n=22 Praxen) und zwei Tagespflegezentren (DCC) für Menschen mit Demenz (MmD) implementiert wurde. Die MmD erhielten zur Baseline und sechs Monate später ein umfassendes, standardisiertes, IT-gestütztes Assessment in ihrer Häuslichkeit, in dem die soziodemografischen und klinischen Merkmale, die ungedeckten Bedarfe (IMS), die HRQoL (EQ-5D-5L) sowie die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen (FIMA) erfasst wurden. Im Laufe von sechs Monaten erhielten alle MmD individuelle Interventionen, die auf ihre ungedeckten Bedarfe zugeschnitten waren und von speziell für die Demenzversorgung qualifizierten Pflegefachkräften durchgeführt wurden. Die Patientencharakteristika und ungedeckten Bedarfe wurden deskriptiv analysiert, und die Auswirkungen des cDCM auf Kosten und HRQoL wurden mit multivariaten Regressionsmodellen bewertet.
Ergebnisse: Patienten aus dem Ärztenetz (n=46) wiesen mehr klinisch relevante neuropsychiatrische Symptome auf (NPI-Mittelwert 14 vs. 10, p=0,075), erhielten häufiger eine formale Demenzdiagnose (76% vs. 56%, p=0,040), waren seltener einer Pflegestufe zugewiesen (63% vs. 91%, p≤0,001) und hatten durchschnittlich mehr ungedeckte Bedarfe (12,8 vs. 11,0, p≤0,001) als DCC-Patienten (n=57). Sie zeigten insbesondere häufiger ungedeckte Bedarfe bei Pflegeleistungen, sozial-rechtlicher Beratung und Unterstützung sowie sozialer Integration. Die bereinigten Mittelwerte wiesen darauf hin, dass das im Ärztenetz durchgeführte cDCM wirksamer (EQ-5D-5L; 0,061; 95% CI: -0,032 - 0,153) und kostengünstiger (-5.950€; 95% CI -8.415€ - -3.485€) war als das im DCC durchgeführte.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: MmD und das Gesundheitssystem profitieren kurzfristig stärker, wenn das cDCM in Ärztenetzen umgesetzt wird. Allerdings, deuten die Patientenmerkmale auf zwei unterschiedliche Patientengruppen mit unterschiedlichen Voraussetzungen hin, die unterschiedliche Zugänge zur Gesundheitsversorgung nutzten und verschiedene ungedeckte Bedarfe aufwiesen, was die Notwendigkeit eines cDCM in beiden Settings verdeutlicht. Bei der Implementierung des cDCM müssen daher setting-spezifische Schwerpunkte berücksichtigt werden, um die jeweiligen Sektoren einfacher und effizienter zu integrieren.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Dementia Care Management; Fördernummer: T 0531/34137/2019/kg