Artikel
Implementierung von Infektionspräventionsmaßnahmen in der Neonatologie: Ergebnisse eines Systematic Reviews
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Ein Großteil der Infektionen im Bereich der Neonatologie ließe sich durch evidenzbasierte Infektionspräventionsmaßnahmen (IPM) vermeiden. Allerdings bestehen hinsichtlich deren erfolgreicher Implementierung Herausforderungen, die bisher noch wenig erforscht wurden. Darüber hinaus wurden in bisherigen Forschungsarbeiten Länder mit hohem (high-income countries, HIC) sowie Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommenslevel (low- and middle-income countries, LMIC) überwiegend isoliert betrachtet
Zielsetzung: Ziel dieses Systematic Reviews war es daher, Determinanten und Strategien, welche im Zusammenhang mit der Implementierung von IPM in der Neonatologie berichtet wurden, über verschiedene Ländereinkommensgruppen zu analysieren.
Methode: Sieben Datenbanken wurden systematisch durchsucht, um im bilateralen Titel- und Abstract- sowie Volltext-Screening, Studien zu identifizieren, die festgelegte Einschlusskriterien erfüllten. Die Analyse verfolgte einen konvergent-integrierten Mixed Methods-Ansatz. Zur Strukturierung and Analyse von extrahierten Implementierungsdeterminanten wurde das aktualisierte Consolidated Framework for Implementation Research genutzt, für Implementierungsstrategien die Expert Recommendations for Implementing Change-Taxonomie. Neben einer narrativen Analyse wurden mittels Fisher’s Exact Test bzw. χ2 Test die Beziehungen zwischen Implementierungsdeterminanten bzw. -strategien hinsichtlich IPM sowie Ländergruppen statistisch untersucht. Die Qualität eingeschlossener Studien wurde mit dem Mixed Methods Appraisal Tool evaluiert.
Ergebnisse: Von 6.426 Abstracts wurden 156 Studien in den Review eingeschlossen. Als für die Implementierung förderlich galten in HIC und LMIC vor allem starke Netzwerk- und Beziehungsstrukturen innerhalb der Organisation, in HIC darüber hinaus die externe Vernetzung mit anderen Organisationen. Implementierungsbarrieren betrafen vor allem die organisationale Ebene. Allerdings unterschieden diese sich in HIC und LMIC meist in der Stärke ihres Einflusses; so beispielsweise im Falle ‚Verfügbarer Ressourcen‘, welche auf neonatologischen Stationen in LMIC eine größere Rolle spielten. Edukative und evaluative Strategien, wie zum Beispiel ‚Monitoring und Feedback‘ wurden am häufigsten genutzt, um IPM zu implementieren. Unterschiede zwischen HIC und LMIC hinsichtlich Determinanten und Strategien im Zusammenhang mit der Implementierung von IPM waren statistisch signifikant (ρ<.05).
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse dieses Systematic Reviews betonen die Relevanz der Organisationsebene für die Implementierung von IPM in der Neonatologie. Desweiteren zeigen die Ergebnisse, dass der Bereich der Neonatologie über Ländergruppen hinsichtlich einiger kontextueller Implementierungsdeterminanten stark divergiert; ein Umstand, welcher den Bedarf gerichteter und kontextspezifischer Implementierungsmaßnahmen offenlegt. Hierbei ist unter anderem die Berücksichtigung verfügbarer materieller und personeller Ressourcen zur Schließung von Praxislücken von hoher Wichtigkeit.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: NeoIPC; Fördernummer: 965328