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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

AKtiV-Studie: 12-Monats-Follow-Up – quantitative Ergebnisse zu klinischer Wirksamkeit von stationsäquivalenter Behandlung im Vergleich zu stationärer Behandlung

Meeting Abstract

  • Konstantinos Nikolaidis - Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin, Deutschland; Charité Campus Mitte, Berlin, Deutschland
  • Johanna Baumgardt - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Stefan Weinmann - MEDICLIN Klinik an der Lindenhöhe, Offenburg, Deutschland; Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) Basel, Schweiz
  • Andreas Bechdolf - Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin, Deutschland; Charité Campus Mitte, Berlin, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf265

doi: 10.3205/24dkvf265, urn:nbn:de:0183-24dkvf2657

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Nikolaidis et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Jahr 2017 wurde in Deutschland die stationsäquivalente Behandlung (StäB) eingeführt, wodurch bei indizierter akutpsychiatrischer Aufnahmeindikation alternativ zu der vollstationären Behandlung eine multiprofessionelle Behandlung mit vergleichbarer Intensität im häuslichen Umfeld der betroffenen Person erfolgen kann. StäB ist hinsichtlich der Behandlungsinhalte, der Komplexität und Intensität einer vollstationären psychiatrischen Behandlung äquivalent. Im Vergleich zu international bereits implementierten Home Treatment Modellen stellt sie jedoch eine weniger flexible Form der aufsuchenden psychiatrischen Behandlung dar.

Zielsetzung: Die quasi-experimentelle AKtiV-Studie untersucht erstmalig die Implementierung, Wirksamkeit und Kosten der stationsäquivalenten Behandlung im Vergleich zur vollstationären Regelbehandlung mithilfe einer Propensity-Score-gematchten Kontrollgruppe.

Methode: Zwischen 2021 und 2022 wurden deutschlandweit in 10 Kliniken 200 Nutzer:innen von StäB sowie 200 mittels Propensity Score Matching ausgewählte Nutzer:innen stationärer Behandlung rekrutiert. Die quantitativen Erhebungen fanden zu Baseline sowie nach 6 und 12 Monaten statt. Es liegen bereits erste quantitative Ergebnisse zu den Abbrüchen der Indexbehandlung, zur Zufriedenheit der Nutzer:innen mit der Indexbehandlung und zur empfundenen Einbeziehung der Nutzenden in Entscheidungen bei der Indexbehandlung vor. Zusätzlich liegen qualitative Ergebnisse zu den Erfahrungen von Nutzenden der StäB vor. Es wurden standardisierte Instrumente und routinemäßige Krankenhausdaten verwendet, um die Wiederaufnahmerate innerhalb von 12 Monaten als primären Endpunkt sowie die folgenden sekundären Endpunkte zu untersuchen: die Anzahl der stationären Behandlungstage, die Lebensqualität, das psychosoziale Funktionsniveau, die berufliche Integration und die Recovery-Orientierung. Diese Studie wurde vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses in Deutschland gefördert.

Ergebnisse: Es wurden keine signifikanten Unterschiede in den demografischen, psychometrischen oder klinischen Variablen zwischen den beiden Gruppen bei der Baseline beobachtet. Die beiden Gruppen unterschieden sich 12 Monate nach Studieneinschluss nicht signifikant voneinander hinsichtlich der Lebensqualität, des psychosozialen Funktionsniveaus, der Symptomschwere, der beruflichen Integration und der Recovery-Orientierung. Die Wiederaufnahmerate innerhalb von 12 Monaten, die kombinierte Wiederaufnahmerate und die stationären Behandlungstage innerhalb von 12 Monaten waren signifikant niedriger bei den Nutzer:innen von StäB.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die stationsäquivalente Behandlung nicht nur mit der vollstationären psychiatrischen Behandlung vergleichbar ist, sondern sich auch als wirksame Alternative erwiesen hat, insbesondere im Hinblick auf die Wiederaufnahmeraten, was mit internationalen Ergebnissen zu Home Treatment Modellen übereinstimmt.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: AKtiV-Studie – Aufsuchende Krisenbehandlung mit teambasierter und integrierter Versorgung (AKtiVStudie): Evaluation der stationsäquivalenten psychiatrischen Behandlung (StäB nach § 115d SGB V) – eine Proof-of-Concept-Studie; Fördernummer: 01VSF19048