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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Psychische Belastung und Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen von Müttern gegenüber Nichtmüttern sowie Vätern und Nichtvätern

Meeting Abstract

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  • Roman Kliemt - WIG2 GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Dennis Häckl - Universität Leipzig, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf264

doi: 10.3205/24dkvf264, urn:nbn:de:0183-24dkvf2645

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Kliemt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Durch die Feststellung, dass Burn-Out und Depressionen (auch verstärkt durch die Corona-Pandemie) in den letzten Jahren stetig zunahmen (u.a. [1]) und der in den letzten Jahren verstärkt sattfinden Genderdebatte sowie den damit verbundenen Fragestellungen einer geschlechts- und gendersensitiven Medizin rücken verstärkt Mütter in den Fokus. Zwar werden diese Fragen diskutiert, empirische Evidenz anhand ausführlicher Studien fehlen derzeit aber [2].

Zielsetzung: Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich Mütter hinsichtlich psychischer Belastungen und der Inanspruchnahme spezifischer Versorgungsangebote von Nichtmüttern sowie Vätern und Nichtvätern unterscheiden.

Methode: Die Untersuchung basiert auf einem insgesamt 4,5 Mio. Personen umfassenden Routinedatensatz gesetzlicher Krankenversicherungen. Die Daten enthalten Informationen zu Stammdaten, ambulanter und stationärer Versorgung sowie Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln. Anhand der Versichertenstammdaten und Daten der stationären Versorgung (Geburt eines Kindes) wurden Geburten in den Jahren 2016 und 2017 und die dazugehörigen Eltern identifiziert. Mittels Propensity-Score-Matching wurde jeder Mutter und jedem Vater eine jeweils geschlechtsgleiche und hinsichtlich Alter, Morbidität sowie Inanspruchnahmeverhalten vor Geburt passende Kontrollperson zugewiesen. Die Analysen erfolgten mit einer dreijährigen Nachbeobachtungszeit deskriptiv, zusätzlich werden logistische Regressionen gerechnet.

Ergebnisse: Es konnten 58.266 Eltern (40.575 Mütter (70%) bzw. 17.691 Väter (30%)) und ebenso viele Vergleichspersonen identifiziert werden. Das durchschnittliche Alter der Mütter lag bei 31,2 Jahren, das der Väter bei 35,3 Jahren (Vergleichsgruppe analog dazu). Während der Anteil von Müttern mit diagnostizierter Depression im Jahr vor Geburt (17%) ungefähr gleich hoch wie bei den Nichtmüttern (18%) war, sank er bei den Müttern in ersten Lebensjahr des Kindes auf 11%, wohingegen er bei den Nichtmüttern bei 17% verblieb. Bei den Männern war kein Unterschied zwischen Vätern und Nichtvätern feststellbar. Bei Müttern, die vor der Geburt des Kindes in psychologisch/psychiatrische Behandlung waren, waren es nach der Geburt lediglich 50%, während es bei Nichtmüttern 70% waren.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ursachen für die vorliegenden Ergebnisse sind derzeit noch unklar. Möglich wäre positiver Stimulus von Kindern auf die psychische Gesundheit von Müttern. Ebenso ist aber auch eine zurückgehende Selbstfürsorge durch die zusätzliche Care-Arbeit denkbar. Dabei kann der schwierige Zugang zu bspw. psychotherapeutischen Angeboten (Mangel an Therapieplätzen, unflexible Terminangebote, Fahrzeiten im ländlichen Raum) ebenfalls als erklärender Faktor herangezogen werden. Die Auswertungen konnten Evidenz für die unterschiedliche Belastung sowie ein anderes Inanspruchnahmeverhalten von Müttern gegenüber Nichtmüttern und Vätern zeigen, für kausale Erklärungen bedarf es allerdings zusätzlicher Forschung mit Primärdaten.

Förderung: Sonstige Förderung


Literatur

1.
Grobe T, Bessel S, Meyer B, Zill A, Schuhmann S, Rees SL, Tendyck HC. Corona 2020 – Gesundheit, Belastungen, Möglichkeiten. Hamburg: Techniker Krankenkasse; 2020.
2.
Meinhold A, Hertle D, Schilling A. Müttergesundheit: Ein Thema! Fakten und Bedarfe. In: Reepschläger U, Schulte C, Osterkamp N, Hrsg. Gesundheitswesen aktuell 2023. 2023. S. 166-88. DOI: 10.30433/GWA2023-166 Externer Link