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Prävalenz des Erhalts hausärztlicher Bewegungsberatung bei Menschen mit koronarer Herzerkrankung und Assoziationen mit Personenmerkmalen: Ergebnisse einer deutschlandweiten Bevölkerungsbefragung (OptiCor Studie, BMBF Nachwuchsgruppe Versorgungsforschung)
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Wirksame hausärztliche Beratung zu Bewegung sollte drei Elemente (3As) enthalten: Erhebung des Bewegungslevels („Abfragen“), Ratschlag zur Bewegungssteigerung („Anraten“) und v.a. konkrete Unterstützung („Assistieren“; z.B. durch Hinweise auf regionale (Herz-)Sportgruppen oder Selbsthilfematerialien). Derzeit fehlen aktuelle und repräsentative Daten aus Deutschland dazu, ob Personen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) – welche nachgewiesen stark von Bewegung profitieren – eine solche hausärztliche Bewegungsberatung erhalten und ob dieser Erhalt mit spezifischen Personenmerkmalen assoziiert ist.
Zielsetzung: Prävalenzschätzung des Erhalts hausärztlicher Bewegungsberatung nach den 3As („Abfragen“, „Anraten“, „Assistieren“) bei Menschen mit KHK in Deutschland und Exploration von Assoziationen mit Personenmerkmalen.
Methode: Deutschlandweite, persönlich-mündliche Bevölkerungsbefragung im Querschnittdesign von geplant ~1.000 Personen (≥35 Jahre) mit selbstberichteter KHK zum Erhalt hausärztlicher Bewegungsberatung seit letztem erinnerten KHK-Ereignis (z.B. Herzinfarkt, Stentimplantation). Mittels univariater multinomialer logistischer Regressionen wurden Assoziationen zwischen dem Erhalt hausärztlicher Bewegungsberatung (3-stufige Zielgröße: Beratung mit allen drei As (=Referenz)/Teilberatung mit 1-2 As/keine Beratung) und folgenden Personenmerkmalen ermittelt: Geschlecht (männlich/weiblich), Alter (Jahre), Bildung (niedrig/mittel/hoch), monatliches Haushaltsnettoeinkommen, Wohnregion (ländlich/städtisch/großstädtisch), Migrationshintergrund (ja/nein), Body Mass Index (BMI) (kg/m²), Bewegungslevel (Min./Woche). Die Befragung begann im Juni 2023 und läuft bis Mai 2024, sechs von acht Befragungswellen sind bereits abgeschlossen.
Ergebnisse: Von den bislang 682 befragten Personen mit KHK berichteten 35,3% (95% Konfidenzintervall (KI)=31,8-39,0) den Erhalt aller drei As, 44,4% (95%KI=40,7-48,2) den Erhalt von 1-2 As und 10,0% (95%KI=7,9-12,4) den Erhalt keiner Beratung (2,9%: wurde von Bewegung abgeraten; 7,3%: keine Angabe/keine Erinnerung). Die Chance, keine Beratung erhalten zu haben – im Vergleich zu einer Beratung mit allen drei As –, war für Männer (Odds Ratio (OR)=0,47; 95% KI=0,27-0,81), Personen mit hohem vs. niedrigerem Bildungsstand (OR= 0,38; 95% KI=0,17-0,83) und bei ansteigendem Bewegungslevel (OR=0,996 je Min./Woche; 95% KI=0,994-0,998) geringer. Personenmerkmale, die mit einer geringeren Chance für den Erhalt einer Teilberatung (1-2 As) assoziiert waren –im Vergleich zu einer Beratung mit allen drei As– waren ein städtischer vs. ländlicher Wohnort (OR=0,57; 95% KI=0,38-0,85) sowie ein höherer BMI (OR= 0,97 je BMI Einheit kg/m2; 95% KI=0,942-0,999).
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: In Deutschland erhält nur etwa jede dritte Person mit KHK hausärztliche Bewegungsberatung, die alle drei As („Abfragen“, „Anraten“, „Assistieren“) umfasst. Bestimmte Personengruppen erhalten eine solche Beratung noch seltener. Zielgerichtete Interventionen zur Umsetzung hausärztlicher Bewegungsberatung sollten entwickelt werden, um die leitliniengerechte Versorgung aller Personen mit KHK nachhaltig zu verbessern.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; Projektname: Optimierung des Managements der koronaren Herzkrankheit durch Training von Hausärzt:innen in der Kurzberatung zur Steigerung der körperlichen Aktivität; Fördernummer: 01GY2103