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Spezialisiertes Fallmanagement und Pflegeexpertise in der Gesundheitsförderung und Prävention für erwachsene Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Setting der Forschungs- und/oder Praxis-Initiative: Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (MmiB) stellen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine gesundheitlich ungleich versorgte und vulnerable Gruppe dar. Sie haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen, ihre Morbiditäts- und Mortalitätsrate sind erhöht. Sie begegnen strukturellen Barrieren im Gesundheitssystem und spezifische Angebote zur Stärkung der Gesundheitskompetenz fehlen. Das Projekt „BESSER gesund leben“ möchte, gemeinsam mit den Trägern der Eingliederungshilfe diesem gesundheitsbezogenen Ungleichgewicht begegnen. Spezialisierte Pflegende übernehmen die Funktion regional verankerter Pflegeexpertinnen (PE), die aus den individuellen, fallbezogenen Erkenntnissen heraus, Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung sektorenübergreifend, interdisziplinär, gemeindenah und zielgruppenspezifisch miteinander vernetzen und die Leistungserbringung sowie deren Akteur*innen kooperativ koordinieren. Die PE unterstützen MmiB über den Zeitraum eines Jahres bei der Entwicklung und Umsetzung von individuellen Präventionsplänen in den vier Präventionsbereichen (Bewegung, Stress, Sucht und Ernährung). Die Begleitung der Teilnehmenden findet ambulant in den Sozialräumen der MmiB statt. Das Konzept der Sozialraumorientierung ist Grundlage der Intervention. Im prozessbegleitenden spezifischen Fallmanagement stehen die Interessen der einzelnen Person im Vordergrund.
Ziel/bzw. Ziele der Initiative: Ziele sind die Verbesserung der individuellen Gesundheitssituation, der Gesundheitskompetenz sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der Resilienz der Teilnehmenden. Es soll eine stärkere gesellschaftliche Teilhabe an Präventions- und Gesundheitsförderungsprogrammen erreicht werden.
Herausforderungen und/oder Erfolgsfaktoren: Erste Analysen weisen darauf hin, dass für eine nachhaltige und langfristige Verbesserung der individuellen Gesundheitssituation der über das Projekt definierte Zeitraum von einem Jahr knapp bemessen ist. Individuelle Gesundheitsprobleme, Stärken und Ressourcen konnten identifiziert sowie soziale Teilhabe, Empowerment, Selbstwirksamkeit, Resilienz und Gesundheitskompetenz der Teilnehmenden gefördert werden. Die Ausgangssituation der Teilnehmenden zu Beginn des Projektes war individuell verschieden, z.B. was die Kenntnisse und die Motivationen zum Thema Gesundheitsförderung und Prävention betraf. Die persönliche Zielsetzung der Teilnehmenden unterschied sich demensprechend ebenfalls. Weitere Herausforderungen ergaben sich durch den innovativen Versorgungsansatz. Dieser beeinflusst bestehende Strukturen und macht interprofessionelle Zusammenarbeit erforderlich.
Schlussfolgerung: Die Erfahrungen aus dem Projekt unterstreichen den Bedarf an spezialisierter Pflegeexpertise und adäquatem Fallmanagement zur Deckung der gesundheitlichen Versorgungsbedarfe der Zielgruppe. Um Versorgungsdefizite zu reduzieren, ist eine strukturelle Stärkung der Gesundheitskompetenz durch individuelle und gruppenbezogene Angebote sowie deren Vernetzung essenziell. Maßnahmen für eine barrierefreie, niedrigschwellige und flächendeckende Gesundheitsversorgung sind dringend erforderlich, um das Recht auf Gesundheit für MmiB zu gewährleisten.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Fallmanagement und Pflegeexpertise als Präventionsansatz für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung (FaPP-MgB); Fördernummer: 01NVF20007