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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Projekt RELIEF – Entwicklung und Evaluation eines hausärztlichen Case-Managements für Patient:innen mit chronischem nicht-tumorbedingtem Schmerz

Meeting Abstract

  • Regina Poß-Doering - Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
  • Sabrina Brinkmöller - Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
  • Cornelia Strassner - Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf204

doi: 10.3205/24dkvf204, urn:nbn:de:0183-24dkvf2047

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Poß-Doering et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Jede:r 5. Patient:in in hausärztlichen Praxen gibt Schmerzen an, die länger als 3 Monate andauern. Die Prävalenz chronischer Schmerzen steigt deutlich mit dem Alter, häufig sind sie mit Einschränkungen bei der Alltagsbewältigung, sozialer Isolation und psychischen Komorbiditäten einhergehend. Aktuelle Leitlinien betonen die Bedeutung eines bio-psycho-sozialen Behandlungsansatzes und nicht-medikamentöser Maßnahmen bei chronischem Schmerz. Etwa 2/3 der Betroffenen erhalten Analgetika, 10% berichten von einer Erstvorstellung bei Spezialist:innen erst 3–6 Jahre nach dem Beginn starker Schmerzen. Hausärztliche Praxen sind oft die erste Anlaufstelle für alle Gesundheitsfragen und Hauptverordnende ihrer Medikamente. Daher kommt ihnen eine hohe Bedeutung bei der Versorgung von Patient:innen mit chronischen Schmerzen zu. Gleichwohl stehen Hausärzt:innen vor großen Herausforderungen bei der Umsetzung eines leitliniengerechten Schmerzmanagements.

Zielsetzung: Im Projekt RELIEF (Resource-oriented case management to implement recommendations for patients with chronic pain and frequent use of analgesics in general practices) soll ein Case-Management-Programm für die hausärztliche Versorgung von Patient:innen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen entwickelt, implementiert und evaluiert werden. Ziel ist, die Umsetzung evidenzbasierter Best-Practice-Empfehlungen in 4 Bereichen zu erleichtern:

1.
Assessment/Monitoring;
2.
Edukation;
3.
Self-Care;
4.
Rationale Pharmakotherapie

Methode: Die erste Förderphase (07/2022–06/2025) verläuft in drei Abschnitten:

1.
Problemanalyse (Literatursichtung, Routinedatenanalyse, Fragebogenerhebung, qualitative Studie);
2.
Interventionsentwicklung;
3.
Pilotstudie (unkontrollierte Prä-Post-Studie; Prozessevaluation).

Für die zweite Förderphase ist ein konfirmatorischer Cluster-RCT mit begleitender Prozessevaluation vorgesehen.

Ergebnisse: Eine Literaturübersicht zu den o.g. vier Bereichen wurde in Form eines Rapid Reviews publiziert. Zudem war die Nachwuchsgruppe an der Aktualisierung der DEGAM S1-Handlungsempfehlung „Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz“ beteiligt. Ergebnisse der Primärdatenerhebung wurden bei Kongressen und Treffen mit Patient:innen- und Expert:innenbeirat vorgestellt. Basierend auf der qualitativen Studie entstanden zwei Master Thesen. Im Rahmen eines Promotionsvorhabens wird eine Interventionskomponente zur Verbesserung des Opioidmanagements entwickelt. Es konnten drei Forschungspraktika sowie zwei Fortbildungen zur Pain Nurse ermöglicht und abgeschlossen werden.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Auf Basis der bisherigen Ergebnisse wird derzeit eine komplexe Intervention ausgearbeitet und eine Pilotstudie mit 6 Hausarztpraxen vorbereitet.