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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Herausforderungen der Rehabilitation von Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung – erste Erfahrungen aus einem experimentellen Pilotprojekt

Meeting Abstract

  • Judith Gartmann - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Hannover, Deutschland
  • Tatjana Wassermann - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Hannover, Deutschland
  • Christian Sturm - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Hannover, Deutschland
  • Andrea Bökel - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Hannover, Deutschland
  • Christoph Egen - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Hannover, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf184

doi: 10.3205/24dkvf184, urn:nbn:de:0183-24dkvf1843

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Gartmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eine bedarfsgerechte medizinische Rehabilitation für Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung (MgmB) benötigt hoch individualisierte Maßnahmen und besondere Rahmenbedingungen [1]. In Deutschland existiert nur eine einzige stationäre Rehabilitationsklinik, die über ein auf diese Patientenklientel zugeschnittenes Rehabilitationskonzept verfügt. Die einzige mobile Rehabilitationseinrichtung für Menschen mit MgmB stellte 2022 den Betrieb ein (https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/oeffentlicher-anzeiger_artikel,-wirtschaftliche-gruende-aus-nach-30-jahren-fuer-die-mobile-reha-bei-der-kreuznacher-diakonie-_arid,2443208.html, Stand 28.03.2024). Der gesetzlich vorgegebene Rahmen für die ambulante Physio- und Ergotherapie über Heilmittelverordnung bietet kaum ausreichend Zeit, um auf die speziellen Bedarfe von MgmB einzugehen. Ganz offensichtlich liegt hier eine rehabilitative Versorgungslücke [2] vor. Um diese Lücke experimentell zu schließen, wird in der SIMRE-Studie ein Rehabilitationskonzept für MgmB entwickelt, durchgeführt und evaluiert.

Zielsetzung: Das experimentelle Rehabilitationskonzept wird in Hinblick auf die Machbarkeit vorgestellt. Es wird auf erste Ergebnisse eingegangen.

Methode: Das experimentelle Pilotprojekt zielt auf eine individualisierte und sozialraumorientierte Rehabilitation von MgmB ab, welche abhängig von Bedarf und Teilhabeziel der Patientinnen und Patienten in der Ambulanz einer Universitätsklinik oder/und am Wohnort der Patientinnen und Patienten stattfindet.

Ergebnisse: Bei dem Rehabilitationskonzept handelt es sich um ein sozialraumorientiertes Programm, welches über Heilmittelverordnungen an mindestens drei Tagen pro Woche über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen durchgeführt wird. Physio- und Ergotherapie stehen im Mittelpunkt der Rehabilitation.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Das Rehabilitationskonzept ist durch die Kombination aus mobiler und ambulanter Rehabilitation für die heterogenen Bedürfnisse der Zielgruppe geeignet. Es kann inhaltlich und organisatorisch flexibel ausgestaltet werden. Demgegenüber steht ein hoher organisatorischer Aufwand, der ohne entsprechende Vergütung in der derzeitigen Versorgungsstruktur kaum realisierbar ist.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Sozialraumorientierte individualisierte medizinische Rehabilitation für Menschen mit geistiger und/oder Mehrfachbehinderung (SIMRE); Fördernummer: 2523FEP001


Literatur

1.
Wetzel LD, Rathmann K. Inanspruchnahme und wahrgenommene Barrieren des Gesundheitswesens bei Menschen mit Behinderung in Deutschland: Ergebnisse des GEDA 2014/2015-EHIS-Survey. Präv. Gesundheitsf. 2002;15:323-39.
2.
Egen C, Beyer J. Rehabilitative Versorgungslücken in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme für den Bereich der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung. Das Krankenhaus. 2022; 9:761-71.