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Analyse der Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Die Kindernotfallversorgung stellt besondere Anforderungen an das medizinische Personal, die Infrastruktur und die vorhandenen Ressourcen. Die Organisation der Notfallbehandlung von Kindern und Jugendlichen variiert lokal stark und umfasst unterschiedliche Grade der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit.
Zielsetzung: Das Ziel des Projekts EDCareKids (Innovationsfonds, 01VS23042) besteht darin, durch die Analyse von Behandlungs- und Abrechnungsdaten, Strukturdaten und den Einbezug der Patientenperspektive einen umfassenden Einblick in die aktuelle Versorgungsrealität von akut erkrankten Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu gewinnen. Daraus sollen Empfehlungen zur verbesserten Organisation einer integrierten Kindernotfallversorgung abgeleitet werden.
Methode: Im Rahmen des Projekts (Laufzeit 01.01.2024 bis 31.12.2026) werden die verschiedenen Aspekte der Kindernotfallbehandlung in einem multiperspektivischen Ansatz beleuchtet. Für die Charakterisierung der Patientenkohorten in Kindernotaufnahmen und Zentralen Notaufnahmen werden in einer multizentrischen retrospektiven Kohortenstudie Behandlungsdaten der Jahre 2023 und 2024 aus dem AKTIN-Notaufnahmeregister analysiert. In die Auswertung sollen die Datensätze von bis zu 500.000 Kindern und Jugendlichen aus der klinischen Notfallversorgung eingeschlossen werden. Als Datenbasis der vertragsärztlichen Versorgung stehen über das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) Informationen zur ambulanten Notfallversorgung von 12,5 Millionen GKV-versicherten Kindern und Jugendlichen zur Auswertung über einen Zeitraum von 10 Jahren zur Verfügung. Auf der Basis der Behandlungsdaten sowie einer Literaturrecherche und Expertenrunden (Fokusgruppen) werden charakteristische diagnostische Kennzeichen für eine Notfallversorgung definiert und daraus ein Algorithmus entwickelt, der unter Praxisbedingungen eine erste Einschätzung des akuten Versorgungsbedarfs junger Menschen und eine sektorale Zuordnung zu Behandlungsstrukturen ermöglicht. Parallel wird ein Vorschlag für einen einheitlichen Dokumentationsstandard für Kindernotfälle erarbeitet.
Die über die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder und die Landeskrankenhausgesellschaften identifizierten Leistungserbringer werden zu den lokalen Strukturen und der Umsetzung einer sektorenübergreifenden Organisation der Kindernotfallversorgung befragt.
In einem weiteren Arbeitspaket wird die Patienten/Angehörigen-Perspektive mittels online-Fragebogen prospektiv erhoben, um Gründe für die Inanspruchnahme, Zufriedenheit mit der Organisation der Notfallversorgung und der medizinischen Behandlung zu erfassen. Inhalte des Fragebogens werden auf der Basis einer Literaturrecherche sowie strukturierter Interviews von Patienten bzw. Angehörigen und Mitarbeiter:innen der Notaufnahmen erarbeitet. Ergänzend werden in einem monozentrischen Studienarm die Befragungsergebnisse auf Fallebene mit den Behandlungsdaten aus der Kindernotaufnahme verknüpft.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Bei erfolgreicher Umsetzung unterstützt das Projekt die Reform der Notfallversorgung und kann mit eigenen Daten den Weg zu einer bundesweiten Reorganisation der ambulanten und stationären Kindernotfallversorgung begleiten, um so die Versorgung akut erkrankter Kinder und Jugendlicher zu optimieren.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Bundesweite Analyse der Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen unter besonderer Berücksichtigung intersektoraler Strukturen (EDCareKids); Fördernummer: 01VSF23042