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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Verdachtsdiagnosen der Gemeindenotfallsanitäter (G-NFS) – Analyse der Inanspruchnahme der G-NFS in Bezug auf ältere, pflegebedürftige Personen

Meeting Abstract

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  • Anna Lena Obst - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Insa Seeger - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf177

doi: 10.3205/24dkvf177, urn:nbn:de:0183-24dkvf1776

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Obst et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Inanspruchnahme des Rettungsdienstes hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei einem Großteil der Einsätze handelt es sich allerdings nicht um lebensbedrohliche Ereignisse. Um eine Möglichkeit zur Entlastung des Rettungsdienstes zu schaffen, wurde 2019 im Oldenburger Land das Konzept der Gemeindenotfallsanitäter (G-NFS) entwickelt. Die Einsätze der G-NFS können mittels begleitenden Dokumentationsbögen betrachtet werden. Seit Juli 2023 wird ein überarbeiteter Dokumentationsbogen in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta, sowie der Stadt Oldenburg verwendet, in dem die G-NFS die Verdachtsdiagnose zum Anlassgeschehen dokumentieren.

Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit ist die Auswertung der Dokumentationsbögen der G-NFS im Hinblick auf die Verdachtsdiagnosen bei Personen im Mindestalter von 65 Jahren, mit besonderer Betrachtung von Pflegebedürftigen.

Methode: In der deskriptiven, retrospektiven Studie wurden die Dokumentationsbögen (Version 1.9) des Zeitraums Juli 2023–Dezember 2023 ausgewertet. Die Variable „Verdachtsdiagnose“ (Freitextfeld) wurde den Kategorien der International Classification of Primary Care 2 (ICPC-2) entsprechend der deutschen Übersetzung zugeordnet und anschließend in Hinblick auf das Alter, sowie den Pflegebedarf untersucht. Weiterhin wurden die Informationen zu Maßnahmen, Transport und Empfehlungen ausgewertet.

Ergebnisse: Von den 1.889 ausgewerteten Dokumentationsbögen entfielen 50,1% (n= 947) auf über 65-jährige Personen. Davon lagen in 663 (70,0%) Angaben zur Pflegebedürftigkeit vor. So waren 38,0% (n= 252) nicht pflegebedürftig, 26,8% (n= 178) im Pflegeheim und 35,1% (n= 233) pflegebedürftig und in der eigenen Häuslichkeit versorgt. Bei den über 65-Jährigen konnten auf Grundlage der Dokumentationsbögen 693 (73,2%) Verdachtsdiagnosen ausgewertet werden. Die Zuordnung nach ICPC-2 zeigt, dass die über 65-Jährigen mit 21,3% die meisten Anlassgeschehen in der Kategorie „Urologisch“ aufweisen, mit 13,8% in der Kategorie „Kreislauf“, sowie mit 13,4% in der Kategorie „Allgemein und Unspezifisch“. Am häufigsten wurden die Maßnahmen „Beratung“ (78,0%) und „Vitalparameter“ (68,4%) durchgeführt. Im Pflegeheim wurden vor allem Maßnahmen hinsichtlich der Katheter-Versorgung vorgenommen. Bei pflegebedürftigen Personen in der Häuslichkeit führten die G-NFS zumeist Maßnahmen hinsichtlich der Katheter-Versorgung, sowie der Verabreichung von Medikamenten durch („Hilfe bei Selbstmedikation“ oder „Medikamentengabe G-NFS“). In knapp der Hälfte der Fälle (49,6%) war kein Transport notwendig. Eine Vorstellung in der Notaufnahme wurde in den Vergleichsgruppen ähnlich oft angeraten. Sie wurde bei den nicht pflegebedürftigen Personen in 41,8% der Fälle, bei Personen aus dem Pflegeheim in 46,8% und bei den in der Häuslichkeit versorgten Pflegebedürftigen in 39,9% der Fälle empfohlen.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Der Einsatz der G-NFS trägt zur Entlastung des Rettungsdienstes, vor allem niedrig-prioritärer Hilfeersuche bei älteren, pflegebedürftigen Personen, bei. Durch die Gabe von Medikamenten oder die Versorgung des Dauerkatheters können die Anliegen ambulant versorgt werden, ohne dass dabei ein Transport in eine Notaufnahme notwendig ist. Zu diskutieren bleibt, ob der Versorgungsauftrag, in Anbetracht der sinkenden Anzahl an Hausbesuchen durch niedergelassene Ärzt:innen, allein im Bereich des Rettungsdienstes liegen sollte.