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Kontrollgrad der behandelten Hypertonie bei älteren Frauen geringer als bei älteren Männern: Ergebnisse der bundesweiten Studie Gesundheit 65+
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Vergangene Studien zeigten, dass ein Bluthochdruck bei Frauen, insbesondere bei jüngeren Frauen, häufiger als bei Männern bekannt, behandelt und kontrolliert war.
Zielsetzung: Untersuchung der Bekanntheit, Behandlung und Kontrolle des Bluthochdrucks bei älteren Frauen und Männern in Deutschland.
Methode: Befragung und Untersuchung einer bundesweit repräsentativen Stichprobe der in Deutschland lebenden Bevölkerung im Alter ab 65 Jahre in der Gesundheit 65+ Studie 2022–2023 (743 Männern, 686 Frauen, Alter 65–100 Jahre). Analysiert werden selbst angegebene Hypertonie-Diagnosen, der Mittelwert der zweiten und dritten standardisierten oszillometrischen Blutdruckmessung (Mobil-O-Graph) mit einer von fünf Manschetten nach Oberarmumfang, sowie die nach Anatomisch-Therapeutisch-Chemischem Klassifikationssystem (ATC) kodierte Medikation in den letzten 7 Tagen. Bluthochdruck wurde definiert als mittlerer systolischer Blutdruck (SBP) ≥140 mmHg oder mittlerer diastolischer Blutdruck (DBP) ≥90 mmHg oder Verwendung von Antihypertensiva (ATC-Codes C02 Antihypertensiva, C03 Diuretika, C07 β-Blocker, C08 Kalziumkanalblocker oder C09 ACEI und ARB) bei Teilnehmenden mit selbstberichteter Bluthochdruckdiagnose. Bekanntheit wurde definiert als selbst angegebene Blutdruckdiagnose bei Teilnehmenden mit Hypertonie gemäß der Studiendefinition. Es wurden vorläufige Bevölkerungsgewichte verwendet.
Ergebnisse: Die Prävalenz des Bluthochdrucks nach unserer Studiendefinition betrug 58,3% [95% CI 53,2-63,3] bei Männern und 59,5% [53,8-64,9] bei Frauen. Es gab keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Bekanntheitsgrad (81,7% der Männer mit Hypertonie bejahten eine Hypertoniediagnose; Frauen 81,2%) oder dem Anteil Behandelter (97,5% der Männer und Frauen mit einer selbstberichteten Hypertoniediagnose waren behandelt). Bei der Kontrolle der behandelten Hypertoniker gab es jedoch erhebliche Unterschiede: Während 75,7% [69,2-81,2] der Männer mit behandelter Hypertonie einen Blutdruck von bis zu 140/90 mmHg hatten, lag die Kontrolle bei den behandelten Frauen bei nur 61,4% [54,2-68,1].
Implikation für Forschung und Praxis: Unsere bundesweite Studie zeigt, dass bei älteren Frauen mit einer behandelten Hypertonie die Blutdrucksenkung unter die Grenze von 140/90 mmHg seltener als bei Männern gelingt. Ein Erklärungsansatz wäre, dass Bluthochdruck als eine größere Gesundheitsgefahr bei Männern wahrgenommen wird, da bekannt ist, dass Männer früher als Frauen eine Hypertonie und auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln. Dies könnte Behandlungsbereitschaft und Behandlungsintensität beeinflussen. Weitere Analysen der antihypertensiven Medikation werden zeigen, ob geschlechtsspezifische Unterschiede beim Einsatz antihypertensiver Wirkstoffklassen bestehen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung; Fördernummer: MDC202Z13