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Chronische entzündliche Darmerkrankungen: Diagnostik und Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist die richtige (Erst-) Diagnose oftmals schwierig und langwierig. Die Korrektheit der Diagnose ist aber essentielle Voraussetzung für die bestmögliche Medikamentierung bei den Patient:innen. Eine Fehldiagnose wie z.B. Colitis Ulcerosa (CU) anstelle von Morbus Crohn (MC) hat eine erhebliche Verlängerung und Verschlechterung des Krankheitsbildes und somit eine hohe Unsicherheit über den Erfolg der Behandlung zur Folge. Eine möglichst schnelle, korrekte Diagnose und die Gabe der optimalen Medikation dagegen kann eine akute Krankheitsphase erheblich verkürzen. Damit kann eine langfristige, weitgehend beschwerdefreie chronische Phase ermöglicht werden. Ein wesentlicher Vorteil für die Versorgung ist dabei die Verringerung der Unsicherheit sowohl auf Patient:innen als auch auf medizinischer Seite, um die Behandlung im weiteren Verlauf patientenindividuell zu optimieren.
Zielsetzung: Für Versicherte mit einer CED-Diagnose werden die Diagnosen im Zeitablauf untersucht. Besteht ein Wechsel in der Diagnose? Unterscheiden sich die Diagnosen zwischen den Behandlungssektoren? Welche Konsequenzen bestehen daraus für die Versorgung?
Methode: Basierend auf GKV-Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse werden retrospektiv Daten von inzidenten und prävalenten Versicherten mit einer gesicherten CED-Diagnose (CU oder MC) aus dem ambulanten oder stationären Bereich analysiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Indikationsqualität sowie der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen wie stationären Aufenthalten oder spezifischer Inanspruchnahme von Arzneimitteln im Zeitverlauf. Zu diesem Zweck wird die Indikationsqualität auf Basis von Wechseln in der Diagnose zwischen CU und MC bewertet.
Ergebnisse: Erste Auswertungen von Versichertendaten der TK zeigen, dass im Jahr 2022 knapp 100.000 Versicherte hatten eine CED. Weniger als 30% dieser Versicherten sind älter als 60 Jahre. Knapp 40.000 Versicherte hatten im Betrachtungsjahr eine MC-Diagnose, 53.000 Versicherte eine CU-Diagnose. Insgesamt fanden sich bei 6.700 Versicherten beide Diagnosen, häufig davon im Wechsel codiert. so dass eine erhebliche Zahl an CED-diagnostizierten Patient:innen häufige Wechsel in der spezifischen CED-Diagnose (MC vs. CU), insbesondere zwischen den verschiedenen Sektoren und Einrichtungen des Gesundheitswesens, aufweisen. In diesen Fällen liegt keine eindeutige Diagnose vor, die für die Patienten jedoch essenziell wichtig für die weitere Behandlung und eine möglichst kurze akute Phase der Erkrankung ist.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen stellen eine bereits in jungen Jahren häufig auftretende, lebenslange Erkrankung dar. Eine Fehldiagnose kann zu falschen Therapieentscheidungen führen und durch eine dann nicht leitliniengerechte Versorgung die Lebensqualität der Patient:innen beeinflussen. Dies kann mit Über-, Unter- oder Fehlversorgung sowie hohen Kosten einhergehen.