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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Gesundheit und Sicherheit im Fokus: Ein Projektabschlussbericht

Meeting Abstract

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  • Hanna Batzoni - Hochschule München, Deutschland
  • Markus Witzmann - Hochschule München, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf077

doi: 10.3205/24dkvf077, urn:nbn:de:0183-24dkvf0771

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Batzoni et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Gewalt in der Pflege ist ein facettenreiches Phänomen, das eine erhebliche Herausforderung im Pflegesektor darstellt. Hilfe- und pflegebedürftige Menschen gehören zu einem vulnerablen Personenkreis, der aufgrund ihrer Lebenssituationen ein erhöhtes Risiko für Gewalterfahrungen aufweist (vgl. Batzoni & Witzmann 2023). Die Komplexität des Gewaltgeschehens in Pflegekontexten wird durch die hohe Variabilität der beteiligten Akteure und Institutionen verstärkt. Gewalt in der Pflege geht zudem über die physischen, psychischen und sexualisierten Handlungen hinaus und schließt u.a. strukturelle Gewalt mit ein. Da sowohl interne und externe Strukturen für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Gewalt relevant sein können (ebd. 2023). Es besteht ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Maßnahmen des Arbeitsschutzes, der Zufriedenheit und der Prävention von Gewalt (vgl. Brandenburg 2006).

Eine Untersuchung von Gewalt in der Pflege erfordert daher eine multidimensionale Betrachtungsweise, die personelle, institutionelle und systemische Faktoren berücksichtigt.

Aus diesem Grund verfolgte das kooperativ konzipierte und durchgeführte Projekt (Laufzeit 2020 bis Ende Juli 2023), welches im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung verankert war, zwei Perspektiven:

1.
Präventionsmaßnahmen nach § 5 SGB XI
2.
Präventionsmaßnahmen nach § 20 SGB V

Ziel: Projektziel war es, die teilnehmenden Einrichtungen in ihrem Vorhaben zu unterstützen gewaltfreie Lebens- und Arbeitsorte für Bewohner, Angehörige und Mitarbeitende zu schaffen (vgl. Batzoni et al. 2021; Batzoni & Witzmann 2023).

Methode: Das Design war multimethodal aufgebaut und kombinierte nach einer syst. Literaturrecherche qualitative und quantitative Forschungsmethoden, um den Forschungsgegenstand möglichst ganzheitlich erforschen zu können. „Zudem beinhaltete das Forschungsdesign eine versetzte Teilnahme der Pflegeeinrichtungen in zwei Kohorten an den unterschiedlichen Projektphasen […] sowie einen Expertenbeirat“ (ebd. 2023).

Ergebnisse: Das Projekt wurde wesentlich von der Sars-CoV2-Pandemie beeinflusst.

Es zeigte sich, dass der Bedarf nach Austausch einrichtungsintern, einrichtungs- und trägerübergreifend groß war. Die Belastungen der Mitarbeitenden in der Langzeitpflege erhöhte sich u.a. bedingt durch Personalmangel, -fluktuation und Zeitdruck. Es zeigte sich jedoch auch, dass sich im Projektzeitraum das Gewaltverständnis der Mitarbeitenden erhöhte, die Handlungssicherheit zunahm und sich in den teilnehmenden Einrichtungen durch den kontinuierlichen Austausch über die Projektthemen die Kommunikation verbesserte und sich offene Fehlerkulturen etablierten. Zudem wurden einrichtungsintern individuelle Maßnahmen zur thematischen Fortführung des Mottos ‚gesund + gewaltfrei‘ geplant.

Implikation für die (Versorgungs-)Praxis: Das Projekt hat wirksam das Gewaltbewusstsein und das Verständnis für entwürdigendes Verhalten innerhalb der teilnehmenden Einrichtungen gefördert. Kompetenzen wurden gestärkt und Deeskalationstechniken erfolgreich implementiert. Darüber hinaus hat das Projekt die Enttabuisierung von Gewalt in der Pflege vorangetrieben und zu einer offenen, notwendigen Diskussion beigetragen (vgl. Klie et al. 2022; Heislbetz et al. 2023).

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Gesundheitsförderung und Gewaltprävention in Pflegeheimen; Fördernummer: Bayern Gewaltprävention