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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Versorgungsstrukturen und Behandlungspfade der systemischen Psoriasis-Therapie in Westfalen-Lippe: Eine sekundärdatenbasierte retrospektive Längsschnittstudie

Meeting Abstract

  • Rike Antje Kraska - Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Dortmund, Deutschland
  • Katja Kortendick - Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Dortmund, Deutschland
  • Kerstin Wintersohl - Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Dortmund, Deutschland
  • Mathias Flume - Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Dortmund, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf061

doi: 10.3205/24dkvf061, urn:nbn:de:0183-24dkvf0612

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Kraska et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Psoriasis ist eine weitverbreitete dermatologische Krankheit, die sich insbesondere in schwerwiegenden klinischen Symptomen und negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität manifestiert. Eine kurative Behandlung ist nicht möglich, Ziel der Therapie ist eine Freiheit von Symptomen und eine langfristige Remission. Neben klassischen topischen Therapien steht inzwischen ein breites Spektrum von Systemtherapien, sowohl aus den Klassen der Biologika als auch der Small-Molecules, zur Verfügung. Angesichts der schnellen Entwicklung zielgerichteter systemischer Behandlungsmöglichkeiten stehen bis dato kaum repräsentative Studien zur aktuellen Versorgungssituation vor.

Zielsetzung: Wie hat sich der Einsatz von systemischen Therapien bei Psoriasis-Patienten in den letzten Jahren entwickelt und welche Behandlungspfade und Kostenstrukturen bestehen?

Methode: Als Datengrundlage der konzipierten retrospektiven Längsschnittstudie dienten die Arzneimittelverordnungsdaten nach § 300 SGB V, die ambulanten Versorgungsdaten gemäß § 295 SGB V und die Stammdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe der Jahre 2017 bis 2022. Es wurden alle Patienten mit einer dermatologisch gesicherten Psoriasis-Diagnose in mind. zwei Quartalen eingeschlossen. Neben einer deskriptiven Auswertung der aktuellen Versorgungssituation erfolgte eine differenzierte längsschnittliche Analyse der Patienten mit einer systemischen Therapie.

Ergebnisse: Im Jahr 2022 konnten 84.600 Psoriasis-Patienten in Westfalen-Lippe identifiziert werden, was einer Prävalenz von 1,1% entspricht. Von diesen Patienten erhielten 20,6% eine systemische Therapie mit Gesamtarzneimittelkosten von rund 127 Mio. €.

In die längsschnittliche Analyse konnten 19.232 Patienten mit einer systemischen Psoriasis-Therapie eingeschlossen werden. 54,5% der Biologika-Patienten (N=7.512) erhielten seit Therapiebeginn eine dauerhafte Therapie, wobei pro Patient Arzneimittelbruttokosten von 3.326 € bis 5.278 € (IQR) je Quartal entstanden. 3.160 Patienten erhielten hingegen MTX als systemische Therapie, wobei 20,2% seit Therapiebeginn eine dauerhafte Therapie erhielten und durchschnittliche Kosten von 27 € bis 232 € (IQR) pro Patienten je Quartal aufkamen. Im gesamten Beobachtungszeitraum von 2017 zu 2022 ist die Anzahl an Patienten mit einer systemischen Therapie um 43% gestiegen, wobei sich die Anzahl an Biologika-Patienten verdreifacht hat.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Änderung der Anwendung und Therapiedauer von systemischen Therapien bei Psoriasis-Patienten im Verlauf der letzten Jahre, die jedoch zu erheblichen ökomischen Auswirkungen in Westfalen-Lippe geführt haben. Gleichzeitig wird die gute Wirksamkeit der neueren Therapiemöglichkeiten der Biologika unterstrichen, wobei auch jeder fünfte MTX-Patient eine dauerhafte und damit mutmaßlich gut eingestellte Therapie erhält. Aus ökonomischer Sicht sollte daher bei einer Neueinstellung, wenn medizinisch sinnhaft, bevorzugt MTX als erste Therapiemöglichkeit erwogen werden. Tiefergehende Analysen zu Versorgungsunterschieden zwischen den Wirkstoffen als auch Patientenmerkmalen sind geplant.