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Schmerzmedikation vor und nach endoprothetischem Gelenkersatz mit Rehabilitation bei Arthrose: Eine deskriptive Analyse auf Basis von GKV-Routinedaten
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Anhaltende Schmerzen und eine verminderte Lebensqualität infolge eingeschränkter Mobilität und Beweglichkeit sind häufig Indikationen für den elektiven Hüft- und Kniegelenkersatz bei Arthrose [1]. Bei 50 bis 60 Prozent der Patient*innen findet nach dem Gelenkersatz eine GKV-getragene stationäre Anschlussrehabilitation (AR) in einer orthopädischen Rehabilitationsklinik statt. Zu den vordringlichen Rehabilitationszielen zählen die Verbesserung der Schmerzbewältigung und die weitgehende Reduktion vormals bestehender Gelenkschmerzen [2], [3].
Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, die medikamentöse Schmerztherapie im Jahr vor Hüft-/Kniegelenkersatz und im Jahr nach der AR zu ermitteln.
Methode: Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten wurden retrospektiv analysiert. Die Studie schließt alle Patient*innen ein, die im Zeitraum 2018 bis 2021 nach stationärem Aufenthalt mit Hüft- oder Kniegelenkersatz mit Hauptdiagnose Arthrose in stationärer orthopädischer AR waren (AR-Fälle). Untersucht wurden die Verordnungen von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), Cox-2-Hemmern, nicht-opioiden Analgetika sowie schwach und stark wirkenden Opioiden. Die Verordnungsmengen wurden über die in der ATC-Klassifikation definierten Tagesdosen (DDD) über verschiedene Zeiträume hinweg ermittelt. Unterschiede zwischen Subgruppen von Alter, Geschlecht, Pflegegrad und Begleiterkrankungen werden aufgezeigt.
Ergebnisse: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Gesamtmenge an verordneten Schmerzmedikamenten (gemessen über die DDD) im Jahr nach der Reha im Vergleich zum präoperativen Jahr erwartungsgemäß zurückgeht. Dennoch erhielten ein Viertel der AR-Fälle mit Kniegelenkersatz (24,5 Prozent) und ein Fünftel der AR-Fälle mit Hüftgelenkersatz (18,1 Prozent) nach Entlassung aus der Reha dauerhaft Schmerzmedikamente. Etwa 5 Prozent der AR-Fälle nach Hüftgelenkersatz und 7 Prozent der AR-Fälle nach Kniegelenkersatz wurde über einen längeren Zeitraum hinweg (zwei Quartale) Opioide verordnet.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Den verschiedenen Risiken der Operation und möglicher postoperativer Komplikationen [1] stehen als wichtiges Behandlungsziel die Aussichten auf Schmerzreduktion/-freiheit und damit verbunden eine Verbesserung der Lebensqualität gegenüber. Jedoch bis zu einem Fünftel der Gelenkersatzpatient*innen erhält dauerhaft Schmerzmedikamente nach Gelenkersatz mit orthopädischer AR.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Qualitätssicherung mit sektorenübergreifenden Routinedaten der Krankenkassen in der orthopädischen Rehabilitation (SEQUAR); Fördernummer: 01VSF21041
Literatur
- 1.
- Jeschke E. Follow-up-Qualitätsindikatoren für Hüft- und Kniegelenkersatz. In: Dormann F, Klauber J, Hrsg. Qualitätsmonitor 2017. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 2017. p. 101–16.
- 2.
- Röhrig B, Linck-Eleftheriadis S, Freidel K, Kretschmer P. Was leistet die stationäre Rehabilitation im Hinblick auf das Reha-Ziel Schmerzbewältigung nach Hüft- oder Knieendoprothesenimplantation? Prävention und Rehabilitation. 2019;31(2): 55–66.
- 3.
- Heisel J. Rehabilitation nach endoprothetischem Ersatz von Hüfte und Knie. Orthopade. 2008 Dec;37(12):1217-32. DOI: 10.1007/s00132-008-1379-1