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Erfolgsbestimmung in der berufsorientierten Teilhabebegleitung von abhängigkeitserkrankten Menschen
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Abhängigkeitserkrankungen gehen oft mit weiteren Problemlagen einher. So erfahren mindestens ein Drittel aller Rehabilitand*innen einer Entwöhnungsbehandlung erwerbsbezogene Probleme. Mit der Intervention der berufsorientierten Teilhabebegleitung in der Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen (BORA-TB) wurde ein zusätzliches Leistungsangebot im Rahmen des rehapro-Förderprogramms initiiert, in dem Personen mit Beginn der medizinischen Rehabilitation für bis zu zwölf Monate darüber hinaus durch Fallmanager*innen begleitet werden, um in der Reha gesetzte Ziele weiter zu verfolgen, berufliche Orientierung (weiter) zu entwickeln und die (Re-)Integration ins Erwerbsleben zu befördern. Projektteilnehmende werden zu insgesamt vier Messzeitpunkten während und nach der Rehabilitation per Fragebogen befragt. Diesen standardisierten Daten zufolge sind im Hinblick auf das Ziel des Return-to-Work (RTW) allerdings keine eindeutigen Erfolge abbildbar, auch weil RTW als Outcomekriterium bei dieser schwer belasteten und chronisch erkrankten Personengruppe weitere Prozesse und Schritte auf dem Weg zu einem RTW unberücksichtigt lässt.
Zielsetzung: Wie können mögliche Erfolge einer Intervention in der suchtbezogenen Versorgung bestimmt werden?
Methode: Zur alternativen Bewertung des Erfolgs wurden verschiedene im Projekt erhobene Daten für eine fallbezogen-rekonstruktive Analyse von n=50 begleiteten Personen miteinander kombiniert.
- 1.
- Zunächst wurde bei jedem Projektteilnehmenden die Ausgangslage anhand von Angaben aus Fragebögen und Primärdaten, in denen Fallmanager*innen die wesentlichen Themen aller Gespräche dokumentieren, bestimmt (z.B. in Bezug auf Problemlagen, Lebensqualität, Sichtweisen auf Erwerbstätigkeit, Reha- und BORA-TB-Erwartungen und -Ziele).
- 2.
- Dann wurden anhand der Freitextanmerkungen in den Primärdaten der Fallmanager*innen Versorgungsverläufe rekonstruiert, um
- 3.
- auf Grundlage der Muster der Ausgangslagen und Versorgungsverläufe Kategorien zu zeitstabilen Merkmalen der Person und damit zusammenhängender Erfolge und Prognosen in Bezug auf Krankheitsmanagement und berufliche Teilhabe zu entwickeln.
Ergebnisse: Im Zwischenergebnis können 11 Verlaufs- und Erfolgs-Typen bestimmt werden. Diese Typen lassen sich durch Muster in Ausgangslagen und Persönlichkeitsmerkmalen mit entsprechenden Auswirkungen auf mögliche Versorgungsverläufe und Erfolge voneinander abgrenzen. So kann z.B. ein Erfolg bei Personengruppen mit einer langen Suchtgeschichte und existenziellen Problemlagen darin bestehen, Autonomie erhalten oder gewonnen zu haben, wie die Rückkehr in ein selbständiges Wohnen, wohingegen Erfolge bei Personengruppen in gefestigten Lebenssituationen mit kurzer Suchtgeschichte im Abstinenzerhalt und der Rückkehr in Erwerbsarbeit liegen kann.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Zur Bestimmung von Erfolgen einer Intervention in der Versorgung suchterkrankter Menschen scheinen zeitstabile, standardisierte Merkmale nicht ausreichend, weil mit ihnen prozessuale Ereignisverkettungen in Entwicklung, Behandlung und Management der Erkrankung nur unzureichend berücksichtigt werden können. Vielmehr scheint eine Berücksichtigung der Ausgangslagen und Personeneigenschaften mit daran anknüpfenden Bedarfen an eine Versorgung bei der Bewertung des Erfolgs einer Maßnahme sinnvoll.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Berufsorientierte Teilhabebegleitung in der Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen (BORA-TB); Fördernummer: 661S0043X1