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Erfahrungen von Multiple Sklerose Patient*innen und Neurolog*innen zu Impfungen
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Circa 5 Millionen Menschen sind im deutschsprachigen Raum an einer Autoimmunerkrankung erkrankt, wobei Multiple Sklerose (MS) eine der höchsten Prävalenzen aufweist. MS-Patient*innen haben – häufig bedingt durch ihre Immuntherapien – ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe und sollten daher auf einen ausreichenden Impfschutz gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) achten. Impfraten scheinen niedrig; zudem gibt es wenige Daten zu den Erfahrungen von MS-Patient*innen und behandelnden Neurolog*innen rund um das Thema Impfungen.
Fragestellung und Zielsetzung: Ermittlung von Barrieren und fördernden Faktoren bei MS-Patient*innen und ihren behandelnden Neurolog*innen gegenüber Impfungen.
Methode: Die vorliegende Untersuchung ist ein Teilprojekt des vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschluss geförderten Projekts „VAC-MAC: VACcinierung von MAC-Patient*innen“, das neben MS auch noch entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. Arthritis) und chronisch entzündliche Darmerkrankungen (zb. Colitis) untersucht. Die hier vorgestellten Ergebnisse umfassen eine qualitative Datenerhebung bei 15 MS-Patient*innen und fünf behandelnden Neurolog*innen. Die circa 60-minütigen leitfadengestützten Interviews wurden persönlich, telefonisch oder per Zoom geführt, aufgezeichnet und transkribiert. Die Auswertung erfolgte in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz mithilfe der Software MAXQDA.
Ergebnisse: Die Interviews wurden von März bis Dezember 2023 geführt. Es zeigt sich, dass MS-Patient*innen zwar Sorgen bezüglich Impfnebenwirkungen haben (z.B. vor Schubauslösung), Ihnen die Vorteile von Impfungen (z.B. Vermeidung der Infektion) aber bewusst sind. Den Patient*innen ist wichtig, dass sie von ihren behandelnden Ärzt*innen über notwendige Impfungen und zeitliche Abstände zu ihren Behandlungen aufgeklärt werden und wünschen sich einen Informationsbogen mit den wichtigsten Impfungen und Daten. Hier zeigte sich eine Diskrepanz, da einige Patient*innen lieber von ihren Neurolog*innen aufgeklärt werden möchten, die über das Krankheitsbild MS besser Bescheid wüssten, andere jedoch lieber von ihren Hausärzt*innen, die ihre Krankheitsgeschichte seit Jahren kennen würden. Zudem wurde der Wunsch nach einer proaktiven Ansprache von Seiten der Ärzt*innen genannt. Es wird betont, wie wichtig eine verbesserte ärztliche Kommunikation und Aufklärung zu Impfungen bei Immunsuppression, insbesondere seitens der Neurolog*innen sei. Bemängelt wurde, dass es einen nur mangelhaften Austausch zwischen Neurolog*innen und Hausärzt*innen gäbe.
Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse der qualitativen Interviews liefern Erkenntnisse zum Thema Impfungen aus der Patient*innenperspektive und können für die Entwicklung von Handlungsempfehlungen genutzt werden. Diese Empfehlungen sollen im Laufe des Projektes zielgruppengerecht entwickelt werden und - wie von den Patient*innen gewünscht - niederschwellig zugänglich gemacht werden (z.B. über Aushänge, Vorträge und die Internetseite https://www.vac-mac.de/).
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: VAC-MAC: Impf- und Infektraten bei Multipler Sklerose (MS), chronisch entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (CIRD) oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED); Fördernummer: 01VSF21044