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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Praxisorientierte Empfehlungen für die Implementierungsevaluation von gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Förderung von gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität sowie Reduzierung sitzender Verhaltensweisen

Meeting Abstract

  • Janine Wendt - Department of Internal Medicine, Division of Sports and Rehabilitation Medicine, University Hospital Ulm, Germany
  • Daniel A. Scheller - TUM School of Medicine and Health, Associate Professorship of Didactics in Sport and Health, Technical University of Munich, Germany
  • Anna Banik - Department of Psychology, SWPS University of Social Sciences and Humanities, Wroclaw, Poland
  • Aleksandra Luszczynska - Department of Psychology, SWPS University of Social Sciences and Humanities, Wroclaw, Poland
  • Sarah Forberger - Leibniz-Institute for Prevention Research and Epidemiology-BIPS, Bremen, Germany
  • Hajo Zeeb - Leibniz-Institute for Prevention Research and Epidemiology-BIPS, Bremen, Germany
  • Marie Scheidmeir - Health Psychology, Johannes Gutenberg University, Mainz, Germany
  • Thomas Kubiak - Health Psychology, Johannes Gutenberg University, Mainz, Germany
  • Nanna Lien - Department of Nutrition, University of Oslo, Norway
  • Biljana Meshkovska - Department of Nutrition, University of Oslo, Norway
  • Karolina Lobczowska - Department of Psychology, SWPS University of Social Sciences and Humanities, Wroclaw, Poland
  • Piotr Romaniuk - Department of Health Policy, Medical University of Silesia, Katowice, Poland
  • Agnieszka Neumann-Podczaska - Department of Palliative Medicine, Poznan University of Medical Sciences, Poznan, Poland
  • Katarzyna Wieczorowska-Tobis - Department of Palliative Medicine, Poznan University of Medical Sciences, Poznan, Poland
  • Jürgen Steinacker - Ulm University, Ulm, Germany
  • Annabel Müller-Stierlin - Institute for Epidemiology & Medical Biometry, Ulm University, Ulm, Germany

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf028

doi: 10.3205/24dkvf028, urn:nbn:de:0183-24dkvf0289

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Wendt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein gesunder Lebensstil verringert das Erkrankungsrisiko nicht übertragbarer Krankheiten. Während Programme zur Gesundheitsförderung und Prävention Veränderungen von Verhaltensweisen auf individueller Ebene bezwecken, zielen gesundheitspolitische Maßnahmen darauf ab, bestimmte Gesundheitsziele durch Veränderungen auf Systemebene zu erreichen. Ob solche Maßnahmen erfolgreich sind oder scheitern, steht häufig im Zusammenhang mit Herausforderungen beim politischen Prozess, einschließlich derjenigen während der Implementierungsphase. Bisher fehlen in Europa jedoch zuverlässige Daten zur Implementierung. Darüber hinaus gibt es keine praxisorientierten Empfehlungen für die Durchführung einer Implementierungsevaluation.

Zielsetzung: Eines der Ziele des Policy Evaluation Network (PEN) war es daher, die wichtigsten Anforderungen an Implementierungsevaluationen von gesundheitspolitischen Maßnahmen zu identifizieren. Außerdem sollten methodische Ansätze erarbeitet werden, die bei der Planung und Durchführung von Implementierungsevaluationen bedeutsam sind.

Methoden: Die multidisziplinäre Arbeitsgruppe führte zwei Scoping Reviews, drei systematische Reviews und zwei Meta-Reviews sowie eine quantitative und zwei qualitative Fallstudie(n) durch. Ausgehend von den Erkenntnissen und Erfahrungen bei der Durchführung dieser Arbeiten wurden in einem modifizierten Delphi-Verfahren die wichtigsten Anforderungen und methodischen Ansätze einer Implementierungsevaluation zusammengetragen. Dabei wurden zunächst Schlüsselerkenntnisse aus internen Berichten und den Manuskripten extrahiert und anschließend von allen Forschenden mittels einer Online-Umfrage hinsichtlich Bedeutung und Relevanz bewertet. Abschließend fanden zwei virtuelle Workshops zur Konsensfindung statt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden drei entscheidende Anforderungen an Implementierungsevaluationen herausgearbeitet:

1.
Durchführung einer umfassenden Evaluierung aus einer Mehrebenenperspektive (Makro-/Meso-/Mikroebene);
2.
Anwendung von Implementierungs-Frameworks um Prozesse, Determinanten und Outcomes unter Berücksichtigung des Zusammenspiels von Kontext- und Gleichstellungsfaktoren (z.B. Geschlecht, Alter) zu untersuchen;
3.
Einbeziehung von Interessensgruppen bei der Implementierung und Evaluierung.

Für die Planung und Durchführung von Implementierungsevaluationen wurde ein methodischer Ablauf in zehn Schritten definiert.

Implikation für die Forschung und Versorgungspraxis: Bisher wird die Implementierung von gesundheitspolitischen Maßnahmen nur selten (angemessen) evaluiert. Die Ergebnisse einer Implementierungsevaluation tragen jedoch zu einem besseren Verständnis davon bei, welche Faktoren mit dem Erfolg oder Scheitern einer gesundheitspolitischen Maßnahme im Zusammenhang stehen und bilden die Grundlage zur Ausarbeitung von Lösungsansätzen. Die erarbeiteten praxisorientierten Empfehlungen können für in der Forschung, Gesundheitspolitik oder Implementierungspraxis tätige Personen als Leitfaden dafür dienen, wie eine Implementierungsevaluation unter Berücksichtigung der Komplexität von gesundheitspolitischen Maßnahmen durchgeführt werden kann. Womöglich lassen sich dadurch in Zukunft Wissenslücken hinsichtlich der Implementierung reduzieren, was wiederum die Effizienz von gesundheitspolitischen Maßnahmen erhöhen könnte.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Policy Evaluation Network (PEN); Fördernummer: The PEN project is funded by the Joint Programming Initiative “A Healthy Diet for a Healthy Life”, a research and innovation initiative of EU member states and associated countries. The work was supported by the several grants/funding agencies.