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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Bewegung als evidenzbasierte primäre Therapiemaßnahme in der hausärztlichen Schmerztherapie? Qualitative Querschnittstudie im Projekt RELIEF

Meeting Abstract

  • Regina Poß-Doering - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Sabrina Brinkmöller - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Cornelia Strassner - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf026

doi: 10.3205/24dkvf026, urn:nbn:de:0183-24dkvf0264

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Poß-Doering et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Etwa 20% der Bevölkerung Deutschlands hat chronische Schmerzen, die häufig mit Einschränkungen der Alltagsbewältigung, sozialer Isolation und psychischen Komorbiditäten einhergehen. Aktuelle Leitlinien betonen die Bedeutung eines bio-psycho-sozialen Behandlungsansatzes und nicht-medikamentöser Maßnahmen bei chronischem Schmerz. Körperliche Aktivität, also Bewegung, soll dabei als primäre Therapiemaßnahme gesehen werden. Sie gilt als Basis der evidenzbasierten nicht-medikamentösen Schmerztherapie und ist wirkstärker als andere nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen. Erfassung des Bewegungsverhaltens und Motivation zu Bewegung sollte auch in der hausärztlichen Schmerztherapie einen hohen Stellenwert haben. Um die Umsetzung entsprechender evidenzbasierter Best-Practice-Empfehlungen in hausärztlichen Praxen zu stützen, soll im Projekt RELIEF (Resource-oriented case management to implement recommendations for patients with chronic pain and frequent use of analgesics in general practices) ein Case-Management-Programm für die hausärztliche Versorgung von Patient:innen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen entwickelt, implementiert und evaluiert werden.

Zielsetzung: Herausforderungen für die Umsetzung evidenzbasierter Best-Practice-Empfehlungen in hausärztlichen Praxen hinsichtlich Bewegung als primärer Therapiemaßnahme sollen identifiziert und bei der Implementierung des Programms adressiert werden.

Methode: Eine qualitative Querschnittstudie mit Hausärzt:innen und Patient:innen (zielgerichtetes Sample) erhob in telefonischen Einzelinterviews Daten zur Identifizierung von Herausforderungen. Die Datenanalyse erfolgte induktiv und angelehnt an die reflexive thematische Analyse.

Ergebnisse: Es wurden Interviews mit n=40 Patient:innen und n=21 Hausärzt:innen geführt. Die Datenanalyse ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Wirksamkeit von körperlicher Aktivität noch nicht nachhaltig in hausärztlichen Praxen thematisiert wird. Patient:innen intensivierten oftmals aus eigener Initiative ihr Bewegungsverhalten und wünschten sich mehr Information durch Hausärzt:innen zu individuellen Optionen. Auf Seite der Ärzt:innen wurde häufig geäußert, dass erst eine medikamentöse Schmerztherapie körperliche Aktivität ermögliche. Zum Teil wurden bevorratete Informationsmaterialien zum Thema Bewegung an Patient:innen weitergegeben. Bewegung als wichtiger Therapiebaustein wurde nur in wenigen Fällen thematisiert.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Exploration und Identifikation bestehender Herausforderungen ermöglicht diese in der geplanten Intervention gezielt zu adressieren. Insbesondere kann im Rahmen des zu implementierenden Case Management Programms mit edukativen Angeboten an hausärztliche Praxen und Patient:innen die Umsetzung evidenzbasierter Empfehlungen in der Versorgung von Patient:innen mit chronischen Schmerzen gezielt gestützt werden.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; Projektname: RELIEF; Fördernummer: 01GY2106