gms | German Medical Science

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Mortalität bei Mindestmengeneingriffen am Ösophagus und Pankreas in Krankenhäusern von 2016 bis 2021 in Deutschland

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Werner de Cruppé - Philipps Universität Marburg, Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland
  • Limei Ji - Philipps Universität Marburg, Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland
  • Max Geraedts - Philipps Universität Marburg, Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf017

doi: 10.3205/24dkvf017, urn:nbn:de:0183-24dkvf0171

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 de Cruppé et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Mindestmengen (MM) sollen die Behandlungsqualität erhöhen. Seit 2004 sind MM in Krankenhäusern Deutschlands eingeführt, 2024 für 11 Eingriffsarten. Für komplexe Eingriffe am Ösophagus sowie am Pankreas galt von 2004 bis 2022 eine MM von jährlich 10 Eingriffen je Krankenhausstandort. Für diese Eingriffsarten ist die Krankenhausmortalität ein etabliertes Qualitätskriterium, das in den Fallpauschalendaten (DRG-Statistik) vorliegt; zudem existieren zum Vergleich publizierte Mortalitätsraten für die Jahre 2006 bis 2013 [1].

Zielsetzung: Für die MM zu Ösophagus und Pankreas soll für die Jahre 2016 bis 2021 die rohe und adjustierte Mortalität in Krankenhäusern über und unter der MM bestimmt werden.

Methode: In einer Querschnittstudie werden die krankenhausbezogenen Mortalitätsraten der Jahre 2016 bis 2021 der beiden nach OPS definierten MM aus der DRG-Statistik des Bundesamtes für Statistik ausgewertet. Datenschutzbedingt sind Krankenhäuser nach jährlich unterschiedlichen, pseudonymisierten Institutionenkennziffern definiert (IK-KH), wodurch keine längsschnittlichen Auswertungen möglich sind. Je IK-KH wird die rohe jährliche Mortalität für beide MM berechnet und mit logistischen Regressionsverfahren, die 26 Risikovariablen umfassen, die adjustierte Mortalität. Diese wird zwischen den IK-KH über und unter der MM verglichen.

Ergebnisse: Von 2016 bis 2021 wurden jährlich durchschnittlich 4.399 Ösophaguseingriffe in 351 IK-KH durchgeführt. 54,1% der IK-KH lagen unter der MM, die 14,2% der Fälle behandelten. Die rohe Mortalität in diesen IK-KH betrug 11,8% (IK-KH über der MM: 6,9%), adjustiert betrug sie 9,4% (7,3%).

Im gleichen Zeitraum wurden jährlich durchschnittlich 11.482 Pankreaseingriffe in 561 IK-KH durchgeführt. 36,2% der IK-KH lagen unter der MM, die 5,9% der Fälle behandelten. Die rohe Mortalität in diesen IK-KH betrug 15,0% (IK-KH über der MM: 8,3%), adjustiert betrug sie 10,8% (8,6%). Die Patientenmerkmale zur Risikoadjustierung sind teilweise unterschiedlich verteilt.

Implikation für die Versorgungspraxis: In IK-KH, die die MM einhalten, ist die rohe und adjustierte Mortalität bei Ösophagus- und Pankreaseingriffen niedriger. Über die Hälfte der IK-KH mit Ösophaguseingriffen und ein Drittel mit Pankreaseingriffen liegt unter der MM, betroffen sind 14,2% bzw. 5,9% der Fälle. Auffallend ist der starke Unterschied der rohen zur adjustierten Mortalität bei den IK-KH unter der MM. Dies deutet auf eine unterschiedliche Risikoverteilung hin, wobei IK-KH über der MM häufiger Fälle mit akutem und schwererem Zustand der Indexerkrankung behandeln, IK-KH unter der MM behandeln eher chronisch Erkrankte, Multimorbide und Ältere.

Im Vergleich zu 2006–2013 ist die jährliche Fallzahl gestiegen, die Anzahl IK-KH niedriger und die Mortalität bei Ösophaguseingriffen in beiden Krankenhausgruppen zurückgegangen, bei Pankreaseingriffen ist die rohe Mortalität der IK-KH unter der MM von 13,5% auf 15,0% gestiegen und die adjustierte von 11,8% auf 10,8% gesunken, bei den IK-KH über der MM ist sie gleich geblieben, was auch auf Risikounterschiede der Behandelten hinweist.

Die Analysen verdeutlichen den potenziell positiven Effekt der Konzentration komplexer Eingriffe in Krankenhäusern mit hohen Fallzahlen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Krankenhausindividuelle Prognosen, Evaluation der Mindestmengenregelung im Zeitverlauf 2016–2021 und Modellierung von Kooperationsregionen (PEMKOR); Fördernummer: 01VSF20032


Literatur

1.
Nimptsch U, Peschke D, Mansky T. Mindestmengen und Krankenhaussterblichkeit – Beobachtungsstudie mit deutschlandweiten Krankenhausabrechnungsdaten von 2006 bis 2013. Gesundheitswesen. 2017 Oct;79(10):823-34. DOI: 10.1055/s-0042-100731 Externer Link