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Evaluation einer 12-wöchigen app-gestützten Trainingsintervention bei Patienten mit Gonarthrose (re.flex): Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie bezüglich Schmerz und körperlicher Funktionsfähigkeit
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Veröffentlicht: | 10. September 2024 |
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Hintergrund: Die Sport- und Bewegungstherapie gehört zu den zentralen Behandlungsmaßnahmen der Gonarthrose. Dennoch ist die Versorgungspraxis in Deutschland unzureichend. Innovative Therapielösungen können diesem Trend entgegenwirken, z.B. unter Nutzung digitaler Technologien zur Anleitung und Überwachung eines Heimtrainings. Erstattungsstrategien können dazu beitragen, einen breiten Zugang zu diesen Angeboten zu ermöglichen.
Ziel: Ziel der Studie war die Untersuchung der Wirksamkeit der 12-wöchigen app- und sensorgestützten Trainingsintervention re.flex (IG) im Vergleich zur Kontrolle (C) in Bezug auf eine kniebezogene Schmerzreduktion und Verbesserung der körperlichen Funktion bei Patienten mit Gonarthrose.
Methode: Für die Studie wurden Personen mit schmerzhafter Gonarthrose über Zeitungen und Newsletter rekrutiert. Eingeschlossene Personen wurden 1:1 in die Gruppen IG und C randomisiert. IG umfasste ein 12-wöchiges digitales Heimtraining (u.a. Kräftigung) mit 3 Einheiten/Woche. Die Übungen wurden über eine App angeleitet und die Bewegungsausführung mit zwei Beschleunigungssensoren kontrolliert. Beide Gruppen hatten Zugang zur Regelversorgung. Die Datenerhebung erfolgte zu Beginn (t0) und nach 12 Wochen (t1). Als primäre Endpunkte wurden kniebezogene Schmerzen und die körperliche Funktion mit dem Knee Osteoarthritis Outcome Score bestimmt (Bonferroni-Holm Korrektur). Fehlende Werte wurden mit multipler Imputation ersetzt. Die statistische Analyse erfolgte mittels baseline-adjustierter Kovarianzanalyse nach dem Intention-to-Treat Ansatz. Responderanalysen wurden mit logistischen Regressionsmodellen der dichotomisierten Antwortskalen „verbessert“ (etwas / viel besser) und „nicht verbessert“ (unverändert / schlechter) der subjektiven Gesamtveränderung (im Allgemeinen, Schmerz, Funktion) durchgeführt. Als Effektmaße wurden Success Ratios (SR) und Numbers needed to treat (NNT) verwendet.
Ergebnisse: 195 Personen wurden in die Studie eingeschlossen. Die Analysepopulation umfasst n=194 Probanden, da n=1 die Einwilligung zurückzog (IG: n=98; C: n=96; ♂=62; ♀=132; Ø-Alter: 61.9 ± 7.7 Jahre; Ø-BMI: 29.3 ± 5.5 kg/m²). Die Ergebnisse zeigen statistisch signifikante Effekte von IG im Vergleich zu C in Bezug auf eine Schmerzreduktion (p=0.022, ES: 0.35) und Verbesserung der körperlichen Funktion (p=0.049, ES: 0.31). Die Beta-Koeffizienten zeigen Unterschiede von 3.9 – 4.8 Punkten (Skalenbereich 0–100, schlechtester zu bestem Zustand) zwischen den Studienarmen. Die Effektgrößen weisen auf kleine Behandlungseffekte hin. Die Ergebnisse der Responderanalyse unterstützen die Effekte der Intervention (p<0.001 für alle drei Veränderungsskalen). SRs liegen zwischen 2.1–2.7 und NNTs zwischen 2.6–3.4.
Implikation für Forschung/Praxis: Die Studienergebnisse zeigen statistisch signifikante Behandlungseffekte der digitalen Gesundheitsanwendung re.flex hinsichtlich der arthrosespezifischen Schmerzreduktion und Verbesserung der körperlichen Funktion. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit aktuellen Forschungsergebnissen zu m-Health- und e-Health-gestützten Trainingsinterventionen sowie Daten einer Metaanalyse zur nicht-digitalen Trainingstherapie bei Patienten mit Gonarthrose. Als niedrigschwellige und allgemein zugängliche app-basierte Trainingsintervention, könnte re.flex bestehende Behandlungslücken in der Regelversorgung von Patienten mit Gonarthrose schließen.