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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Evaluation des positiven Versorgungseffektes eines Biofeedback-Trainings des Beckenbodens mit der ACTICORE1® Intervention bei Patientinnen mit einer Belastungsinkontinenz: Ergebnisse einer Pilotstudie

Meeting Abstract

  • Melanie Maeder - Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Health Economics and Management, Leipzig, Deutschland; Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, Deutschland
  • Denis Cohn - ACTICORE AG
  • Mareike Geisler - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, Deutschland
  • Ria Heinrich - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, Deutschland
  • Tonio Schoenfelder - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, Deutschland; Universität Dresden, Fakultät für Gesundheitswissenschaften/Public Health, Dresden, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf002

doi: 10.3205/24dkvf002, urn:nbn:de:0183-24dkvf0028

Veröffentlicht: 10. September 2024

© 2024 Maeder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können für gesetzlich Versicherte seit September 2020 von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen verschrieben werden. Vor allem für Versicherte mit Erkrankungen, bei denen ein aktives Selbstmanagement eine entscheidende Rolle für den Behandlungsprozess spielt, bieten DiGA vielversprechende Potenziale. Eine dieser Erkrankungen ist die Harninkontinenz, an der weltweit schätzungsweise 400 Millionen Erwachsene leiden [1]. Das derzeitige Indikationsspektrum von DiGA fokussiert auf die Bereiche Psyche sowie Hormone und Stoffwechsel; es existiert noch keine DiGA für Patient:innen mit Harninkontinenz.

Zielsetzung: Ziel war es, im Rahmen einer Pilotstudie die Wirksamkeit eines Biofeedback-Trainings des Beckenbodens mit der ACTICORE1® Intervention auf die Schwere der Harninkontinenz bei Patientinnen mit einer Belastungsinkontinenz (ICD-10 Code N39.3) zu untersuchen.

Methode: Die Evaluation der Wirksamkeit wurde im Rahmen einer multizentrischen, prospektiven, einfach-verblindeten, randomisiert-kontrollierten, zweiarmigen (Interventionsgruppe (IG): ACTICORE1® Intervention in Kombination mit Standardversorgung, Kontrollgruppe (KG): Standardversorgung gemäß der aktuell geltenden S2k-Leitlinie „Harninkontinenz der Frau“ (Beckenbodentraining in der Häuslichkeit [2]) klinischen Prüfung untersucht. Als primärer Endpunkt wurde die Schwere der Harninkontinenz (operationalisiert mittelsInternational Consultation on Incontinence Questionnaire-Urinary Incontinence Short Form; ICIQ-UI SF) nach 16 Wochen betrachtet. Die Studienpopulation umfasste Frauen mit ärztlich diagnostizierter Belastungsinkontinenz und einem ICIQ-UI SF-Score > 5.

Ergebnisse: Es wurden die Daten von 62 Patientinnen (IG=32; KG=30) ausgewertet. Das Durchschnittsalter der Gesamtpopulation lag bei 43,22 Jahren; die Teilnehmerinnen der IG waren durchschnittlich 44,45 Jahre und die Teilnehmerinnen der KG 41,86 Jahre alt. Die Intention-to-treat Analyse zeigte, dass sich innerhalb der IG der ICIQ-UI SF Score nach 16 Wochen um durchschnittlich 3,03 Punkte (24,90%) und in der KG um durchschnittlich 2,20 Punkte (20,37%) reduzierte; der Unterschied zwischen beiden Gruppen war nicht signifikant (p=0,266). In der IG konnte der vorab definierte klinisch relevante Unterschied von ≥ 2,52 Punkten [3] erreicht werden, in der KG jedoch nicht. Betrachtete man jene Patientinnen ohne Begleittherapien (Physiotherapie, Elektrotherapie, andere), so zeigte sich eine Verbesserung der IG im Vergleich zur KG um durchschnittlich 1,38 Punkte (p=0,067).

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Pilotstudie lieferte Anhaltspunkte, dass die ACTICORE1® Intervention im Vergleich zur Standardversorgung zu einer Verringerung der Schwere der Harninkontinenz nach 16 Wochen führte. Im Rahmen einer konfirmatorischen Studie muss der Effekt weiter untersucht werden.


Literatur

1.
Griebling TL. Worldwide prevalence estimates of lower urinary tract symptoms, overactive bladder, urinary incontinence, and bladder outlet obstruction. BJU Int. 2011 Oct;108(7):1138-9. DOI: 10.1111/j.1464-410X.2011.10498.x Externer Link
2.
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG); Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG); Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). S2k-Leitlinie. Harninkontinenz der Frau. Registernummer: 015-091AWMF. AWMF;2021.
3.
Nyström E, Sjöström M, Stenlund H, Samuelsson E. ICIQ symptom and quality of life instruments measure clinically relevant improvements in women with stress urinary incontinence. Neurourol Urodyn. 2015 Nov;34(8):747-51. DOI: 10.1002/nau.22657 Externer Link