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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Pflege in der Primärversorgung – Übertragung der Ergebnisse von Buurtzorg auf Deutschland

Meeting Abstract

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  • Bernadette Klapper - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf585

doi: 10.3205/23dkvf585, urn:nbn:de:0183-23dkvf5855

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Klapper.
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Gliederung

Text

Im Zuge des demografischen Wandels verändern sich die Versorgungsbedarfe und stellen die bisherigen Modelle, sie zuverlässig zu decken, in Frage. So hat sich die Sicherung der Basisversorgung in den letzten Jahren zu einem vielfach debattierten Thema entwickelt, wobei oft die Sicherstellung hausärztlicher Versorgung im Vordergrund steht. Weniger Aufmerksamkeit scheint die Sicherstellung ambulanter Pflege und ihre Anpassung auf veränderte Bedarfe auf sich zu ziehen. Dabei sehen die Prognosen für den Anstieg an Pflegebedürftigen rasante Zuwächse voraus. Pflegebedürftige Menschen werden derzeit zu über 80% zu Hause gepflegt; darunter zu rund 60% von An- oder Zugehörigen und zu rund 20% von Pflege- und Betreuungsdiensten. Angesichts veränderter gesellschaftlicher Trends und Lebenssituationen dürfte der Bedarf an professioneller Unterstützung steigen.

Jedoch muss bereits heute eine überwiegende Zahl der Pflegedienste Versorgungsanfragen aus Kapazitätsgründen ablehnen oder kann aus Mangel an Pflegefachkräften keine spezifischen Behandlungsleistungen anbieten. Der Bereich der ambulanten Pflege ist von dem für die Pflege benannten Fachkräftemangel spürbar betroffen. Die Gründe werden in weiten Teilen in den Arbeitsbedingungen gesehen, wie zum Beispiel in (zu) niedriger Bezahlung und in dem hohen Anteil an bürokratischen Aufgaben. Aber auch die ausgeprägte Verrichtungsorientierung mit einer Zergliederung der pflegerischen Tätigkeit in eine Vielzahl von kleineren Einzelaufgaben und Zuständigkeiten sowie die hohe Fremdsteuerung durch andere Akteure werden geltend gemacht für den Personalmangel. Die Suche nach veränderten Modellen der Leistungserbringung bzw. die Weiterentwicklung der ambulanten Pflege ist folglich zur Sicherstellung der Primärversorgung in Zukunft dringend geboten, zumal die Zahl pflegender Angehöriger voraussichtlich schrumpft und die Familien professionelle Unterstützung benötigen, um diese Aufgabe gut und dauerhaft übernehmen zu können.

In den letzten Jahren erlangte das niederländische „Buurtzorg-Modell“ einige Aufmerksamkeit, da es einen neuen Weg der Organisation ambulanter Pflege einschlug. In dem Kongressbeitrag soll skizziert werden, warum das Modell (noch) keine Verbreitung in Deutschland gefunden hat, welche Voraussetzungen eine Übertragung erfüllen müsste und ob und wie sich das Modell in zukunftsweisende Ansätze für die Gesundheitsversorgung integrieren ließe.