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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Bedarfe von COVID-19-Erkrankten in der medizinischen Rehabilitation – Perspektiven von Rehabilitationsteam und Rehabilitand*innen

Meeting Abstract

  • Stefanie Gillitzer - Universität Bielefeld
  • Jana Stucke - Universität Bielefeld
  • Isabel Meier - MZG Bad Lippspringe, Klinik Martinusquelle
  • Fadeke Berida - Universität Bielefeld
  • Thorsten Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf570

doi: 10.3205/23dkvf570, urn:nbn:de:0183-23dkvf5708

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Gillitzer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Durch die heterogenen und sich stetig wandelnden Symptome von Long-/Post-COVID-19-Erkrankten sowie die Pandemiebedingungen haben sich die Bedarfe der Rehabilitand*innen und damit die Anforderungen an die medizinische Rehabilitation sowie die Nachsorge verändert.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieses Beitrags ist es, die veränderten Bedarfe und Anforderungen zu identifizieren und daraus Erkenntnisse für eine Optimierung der Versorgung zu gewinnen.

Methode: Es wurden bisher sieben (von 16 geplanten) Interviews mit Post-/Long-COVID-Betroffenen zwölf Monate nach ihrem Aufenthalt in der medizinischen Rehabilitation geführt. Zudem erfolgten drei Gruppendiskussionen mit Teammitgliedern einer kardiologischen, pneumokardiologischen und neurologischen Rehabilitationsklinik. Derzeit erfolgen vertiefende Einzelinterviews. Die Auswertung erfolgt primär inhalts- und selektiv narrationsanalytisch.

Ergebnisse: Im Pandemieverlauf verlagerten sich die Rehabilitationsbedarfe von primär physischen hin zu neurokognitiven, psychosomatischen und sozialmedizinischen Problemfeldern. Betroffene beschreiben das Erleben, nicht ernst genommen zu werden, wenn Symptome nicht diagnostisch erklärbar sind. Es mangele an Ansprechpersonen und stichhaltigen Informationen. Auch Klinikmitarbeitende beobachten dies und nehmen seitens der Rehabilitand*innen einen höheren Gesprächsbedarf und größere psychische Belastungen wahr. Zudem seien viele COVID-Betroffene weniger belastbar und bräuchten flexible Therapiepläne. Zusätzlich würden Konflikte zur Impfdebatte und zu nicht nachvollziehbaren Regelungen (z.B. Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen) das Therapiesetting belasten.

Diskussion: Die aus Perspektive von Betroffenen und Klinikmitarbeitenden berichteten Veränderungen der Bedarfe und Anforderungen erforderten von Rehabilitationsteams ein hohes Maß an Sozialkompetenz und Flexibilität, um kontinuierliche Anpassungen ihrer Tätigkeiten, von Interventionen sowie sozialer Interaktionen zu ermöglichen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass Betroffene nach ihrem Rehabilitationsaufenthalt weiter mit Problemen einer angemessenen Versorgung und Akzeptanz zu kämpfen haben. Die Rolle der Rehabilitation als Bindeglied zwischen Erkrankung und (Arbeits-)Alltag erscheint dadurch für den Versorgungsprozess besonders essenziell.

Implikation für die Versorgung: Psychosoziale Kompetenzen, die Sensibilisierung für individuelle Problemlagen sind zunehmend relevanter, um die rehabilitative Versorgung der Rehabilitand*innen und ihren Übergang in den Alltag zu verbessern. Die fortbestehenden Problemlagen nach einem Rehabilitationsaufenthalt unterstreichen die Bedeutung einer sektorenübergreifenden Nachsorge.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 622-4102