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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Stand und Weiterentwicklung der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung im Bereich „Urologische Tumore“ (ASV-WE)

Meeting Abstract

  • Carina Stammann - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Marianne Leitsmann - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Tobias Herrmann - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Gerald Willms - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Björn Broge - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Roland Zielke - Berufsverband der Deutschen Urologie e.V., Berlin, Deutschland
  • André Byrla - Deutsches Institut für Fachärztliche Versorgungsforschung GmbH, Berlin, Deutschland
  • Doron Stein - Deutsches Institut für Fachärztliche Versorgungsforschung GmbH, Berlin, Deutschland
  • Maria Feske - Deutsches Institut für Fachärztliche Versorgungsforschung GmbH, Berlin, Deutschland
  • Katja Krug - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Markus Leibner - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin, Deutschland
  • Stefanie Fähndrich - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin, Deutschland
  • Tobias Mußgnug - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin, Deutschland
  • Hanna Zwiener - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin, Deutschland
  • Lothar Weissbach - Gesundheitsforschung für Männer gGmbH, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf543

doi: 10.3205/23dkvf543, urn:nbn:de:0183-23dkvf5432

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Stammann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Ziel der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) ist es, Patienten mit seltenen oder komplexen Erkrankungen durch eine qualitativ hochwertige, sektorenübergreifende und interdisziplinär vernetzte Struktur besser zu versorgen. Aktuell macht die ASV jedoch nur einen kleinen Teil der Versorgung aus. Interdisziplinarität ist eine Voraussetzung zur Teilnahme an der ASV, jedoch nicht die intersektorale Besetzung des Kernteams.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Die aktuelle Studie untersuchte am Bsp. der ASV für „Urologische Tumoren“, inwiefern die ASV-Richtlinie ihre Ziele auf Ebene der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität erreicht und welche Rückschlüsse daraus für die Weiterentwicklung gezogen werden können. Ziel war die explorative und vergleichende Analyse der Versorgung von Patienten mit fortgeschrittenen urologischen Tumoren (Fokus: fortgeschrittenes oder metastasiertes Prostatakarzinom (PCa)) im Rahmen der ASV. Es wurde angenommen, dass ASV-Patienten z.B. zufriedener mit ihrer Versorgung sind als vergleichbare Patienten in der Regelversorgung.

Methode: Im Fokus des zweijährigen Projekts stand eine multiperspektivische, explorative und vergleichende Analyse. Die ASV-Ziele wurden auf Patienten- und Versorgerebene bewertet. Die Methodik folgte einem „Mixed Methods“ Ansatz aus 5 Arbeitspaketen (AP1: Patientenbefragung, AP2: Versorgerbefragung, AP3: Falldatenanalyse, AP4: Interviews bzw. Kleingruppendiskussionen, AP5: Workshops zur Ergebnis-Diskussion und Erarbeitung von Handlungsempfehlungen).

Ergebnisse: Es bestehen regionale Unterschiede in der Anzahl der Teams und den Anzeigeverfahren sowie eine Konzentration der Teamleitungen an Kliniken. 1/3 der Kernteams haben keine Beteiligung urologischer Praxen. Bei Patienten zeigen sich im Vergleich ASV vs. Nicht-ASV keine Unterschiede im Hinblick auf Lebensqualität und Patientenzufriedenheit. ASV-Patienten berichten u.a. therapieadhärenter, über ihre Erkrankung und Therapieoptionen besser aufgeklärt/informiert und an Entscheidungen besser beteiligt zu sein als vergleichbare Patienten. Aus Ärztesicht wird der zu hohe bürokratische Aufwand für die ASV-Teilnahme kritisiert. Insbesondere aus Interviews mit ASV-Teamleitern wurde jedoch bekannt, dass die ASV eine bessere Strukturqualität in der Patientenversorgung sowie mehr/neue Diagnostikmöglichkeiten bietet und eine ambulante uroonkologische Leistungserbringung für Kliniken ermöglicht.

Diskussion: Eine Weiterentwicklung der ASV ist notwendig, um den Nutzen für Patienten und Versorger zu erhöhen. Durch die hohen Anforderungen zur ASV-Teilnahme scheint die Qualität der Versorgung gesichert, jedoch gibt es keine definierten Ergebnisparameter, die dies belegen.

Implikation für die Versorgung: Handlungsleitend für eine Weiterentwicklung der ASV muss eine grundlegende Reduzierung des bürokratischen Aufwandes für Ärzte sein. Der Vorteil für Patienten in der ASV gegenüber Nicht-ASV muss wissenschaftlich belegt und transparent gemacht werden. Zudem sollte insbesondere für Patienten und Ärzte die Information, Beratung und Kommunikation verbessert werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF20026