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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Evidenz, Ergebnisse und Implementierung der STEP.De Versorgungsforschungsstudie

Meeting Abstract

  • Andreas Heissel - Social and Preventive Medicine, Department of Sports and Health Sciences, Intra-faculty unit "Cognitive Sciences", Faculty of Human Science, and Faculty of Health Sciences Brandenburg, Research Area Services Research and e-Health, University of Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Stephan Heinzel - Technische Universität Dortmund, Dortmund, Deutschland
  • Alba Sanchez - Social and Preventive Medicine, Department of Sports and Health Sciences, Intra-faculty unit "Cognitive Sciences", Faculty of Human Science, and Faculty of Health Sciences Brandenburg, Research Area Services Research and e-Health, University of Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Christiane Stielow - Social and Preventive Medicine, Department of Sports and Health Sciences, Intra-faculty unit "Cognitive Sciences", Faculty of Human Science, and Faculty of Health Sciences Brandenburg, Research Area Services Research and e-Health, University of Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Michael Rapp - Social and Preventive Medicine, Department of Sports and Health Sciences, Intra-faculty unit "Cognitive Sciences", Faculty of Human Science, and Faculty of Health Sciences Brandenburg, Research Area Services Research and e-Health, University of Potsdam, Potsdam, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf537

doi: 10.3205/23dkvf537, urn:nbn:de:0183-23dkvf5371

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Heissel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die Versorgung von Menschen mit Depression durch Psychotherapie ist häufig mit langen Wartezeiten verbunden, erzielt Remissionsraten von ca. 50% und verursacht zudem hohe Kosten z.B. durch Langzeittherapien. Die wahrgenommene öffentliche Stigmatisierung und Vorbehalte gegenüber der Erkrankung sowie einer Psychotherapie stellen die Hauptbarrieren für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe dar, wodurch mehr als 2/3 der Menschen in Deutschland mit einer Depression unbehandelt bleiben. Aktuellste Metastudien (Heissel et al., 2023) weisen mittlere bis große Effekte für Sport bei Depression nach.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Versorgungsforschungsstudie ist es, die Effektivität und Kosteneffizienz der STEP.De Sporttherapie bei Depression mit der Regelversorgung Psychotherapie als antidepressive Behandlungsoptionen zu vergleichen.

Methode: Die STEP.De Interventionsstudie schloss insgesamt 393 Patienten im Alter von 18-65 Jahren mit einer bestätigten Diagnose aus dem depressiven Spektrum ein. Diese wurden randomisiert der Sporttherapiegruppe (ST, 16- wöchige ST bis zu 32 Einheiten angeleitet durch qualifizierte Sporttherapeuten und von Psychotherapeuten begleitet) oder der Psychotherapiegruppe (PT, 16- wöchige psychotherapeutische Regelversorgung) in einer 2:1 Allokation zugeordnet. Das primäre Outcome (Schwere der Depression, BDI-II) und die sekundären Outcomes (u.a. Arbeitsfähigkeit) wurden jeweils vor Behandlungsbeginn (t0), nach der Intervention (t2) sowie 6 Monate danach (t4) erhoben (Heissel et al., 2020).

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Rückgang der depressiven nach den 16-wöchigen Interventionen als auch sechs Monate danach sowohl in der ST als auch in der PT. In Bezug auf die wahrgenommene Arbeitsfähigkeit ist ein signifikanter Anstieg für beide Gruppen, ohne Unterschiede zwischen den Gruppen zu finden, der auch 6 Monate nach den Interventionen stabil bleibt. Die ST wies im Vergleich zur PT signifikant geringere gesundheitsökonomische Gesamtkosten im Zeitraum von 10 Monaten nach Beginn der Interventionen auf, was hauptsächlich auf die Kosten der nach Abschluss der Intervention begonnenen oder fortgesetzten PT zurückzuführen ist.

Diskussion: Die STEP.De Sporttherapie Studie hat den Nachweis erbracht, in Bezug auf die Depressionssymptomatik und die wahrgenommene Arbeitsfähigkeit sowohl direkt nach der Intervention als auch langfristig der Psychotherapie nicht unterlegen zu sein und damit eine gleichwertige Behandlungsoption darzustellen. In Bezug auf die Kosteneffizienz ist die STEP.De Sporttherapie der Psychotherapie überlegen.

Implikation für die Versorgung: STEP.De Sporttherapie bei Depression kann als veranlasste Leistung im Therapiebereich des Gesundheitswesens als schnell verfügbare, alternative Gesundheitsintervention angesiedelt werden. Als neue innovative Versorgungsform kann die STEP.De Sporttherapie, angeleitet durch qualifiziertes Fachpersonal und durch Psychotherapeuten begleitet, eine evidenzbasierte, nachhaltige und kostengünstige Behandlungsoption für Menschen mit leichter bis mittelgradiger Depression sein.


Literatur

1.
Bundesärztekammer (BÄK); Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV); Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung. Version 3.0 AWMF-Register-Nr. nvl-005. 2022 [Überarbeitung von: 09/2022]. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-005l_S3_Unipolare_Depression_2022-10.pdf Externer Link
2.
Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Ein Jahr nach der Reform der Psychotherapie-Richtlinie: Wartezeiten 2018. 11. Apr 2018. Verfügbar unter: https://api.bptk.de/uploads/20180411_bptk_studie_wartezeiten_2018_c0ab16b390.pdf Externer Link
3.
Heissel A. Sporttherapie als adjuvante oder alternative Behandlung bei Depression. Psychotherapeut. 2020;65(3):149-55. DOI: 10.1007/s00278-020-00425-x Externer Link
4.
Heissel A, Pietrek A, Schwefel M, Abula K, Wilbertz G, Heinzel S, Rapp M. STEP.De study-a multicentre cluster-randomised effectiveness trial of exercise therapy for patients with depressive symptoms in healthcare services: study protocol. BMJ Open. 2020 Apr 14;10(4):e036287. DOI: 10.1136/bmjopen-2019-036287 Externer Link
5.
Heissel A, Heinen D, Brokmeier LL, Skarabis N, Kangas M, Vancampfort D, Stubbs B, Firth J, Ward PB, Rosenbaum S, Hallgren M, Schuch F. Exercise as medicine for depressive symptoms? A systematic review and meta-analysis with meta-regression. Br J Sports Med. 2023 Aug;57(16):1049-57. DOI: 10.1136/bjsports-2022-106282 Externer Link