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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Gesundheitskompetenz von Menschen mit geistiger Behinderung. Der Einsatz von zielgruppenorientierten Kompetenzvideos

Meeting Abstract

  • Nils Vetter - Hochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Matthias Voß - Hochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Dirk Bruland - Hochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Norbert Seidl - Hochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Änne-Dörte Latteck - Hochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf530

doi: 10.3205/23dkvf530, urn:nbn:de:0183-23dkvf5308

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Vetter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Menschen mit geistiger Behinderung (MmgB) sind eine gesundheitlich hoch vulnerable Bevölkerungsgruppe. Eine geistige Behinderung ist mit verminderten kognitiven Fähigkeiten assoziiert und mit Schwierigkeiten in der Beschaffung, dem Verstehen und dem Beurteilen von gesundheitsrelevanten Informationen. Zielgruppengerechte Kompetenzvideos sind ein vielversprechender Ansatz, die Gesundheitskompetenz von MmgB zu stärken. Hierzu wurden Videos zu acht Gesundheitsthemen partizipativ entwickelt und evaluiert.

Fragestellung und Zielsetzung: Inwieweit wird die Gesundheitskompetenz von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung durch zielgruppenspezifische Kompetenzvideos gestärkt?

Methode: Die Evaluation erfolgte durch eine cluster-randomisierte kontrollierte Studie (N=144, t0–t3) mittels WHO Disability Assessment Schedule 2.0, European Health Literacy Survey Questionnaire in Leichte Sprache und Fallvignetten. Leitfadengestützte Interviews kamen bei 25 MmgB und 25 Unterstützungspersonen zu Einsatz.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe (n=74) zeigt sich ein signifikanter Unterschied der Gesundheitskompetenz im Vergleich von t0 zu t1 (p=0,008 F=7,59 ƞ²=0,111). Langfristig konnte kein signifikanter Unterschied in der Gesundheitskompetenz festgestellt werden. Die Interviewergebnisse bestätigen einen hohen lebensweltlichen Bezug der Kompetenzvideos. Die RezipientInnen berichten von konkreten Inhalten, die sie aus den Beispielgeschichten in den Videos ableiten und auf ihre Lebenswelt übertragen können.

Diskussion: Die Ergebnisse wurden zur Videomodifizierung genutzt, um eine langfristige Wirkung zu erzielen. Kompetenzvideos eignen sich für eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz. Durch ihren hohen lebensweltlichen Bezug können sie genutzt werden, um komplexe Gesundheitsthemen leicht verständlich darzustellen. Sie bieten sie hohes Potential, MmgB in der eigenständigen Entscheidungsfindung bei Gesundheitsthemen zu unterstützen.

Implikation für die Versorgung: Mit den zunehmenden Teilhabebestrebungen geht eine höhere Eigenverantwortung im Umgang mit Gesundheitsinformationen und gesundheitsrelevanten Entscheidungen einher. Kompetenzvideos eignen sich zur Verbesesrung der, Gesundheitskompetenz und somit MmgB zu empowern. Die Kompetenzvideos wurden für den alltäglichen Gebrauch bei Gesundheitsfragen entwickelt. NutzerInnen können selbstständig, kostenlos und unabhängig von der Lebenssituation auf diese zugreifen. Weitere Einsatzgebiete wie zum Beispiel in Haus- und Facharztpraxen, Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung oder Krankenhäusern sind denkbar.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ZMVI1-2520FSB501