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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Multiperspektivische qualitative Analyse von hinderlichen und förderlichen Faktoren bei der Implementierung und Anwendung des LESTOR-Schlaganfallscreenings in Südwestdeutschland

Meeting Abstract

  • Nicole Wimmesberger - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Clara Franck - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Diana Rau - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Matthias L. Herrmann - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland
  • Max Henningsen - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland
  • Jochen Brich - Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf503

doi: 10.3205/23dkvf503, urn:nbn:de:0183-23dkvf5032

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Wimmesberger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Bei der Versorgung von Patient*innen mit akutem Schlaganfall durch große Gefäßverschlüsse (Large Vessel Occlusion; LVO) zählt jede Minute. Im Rahmen der Studie „Leitstellen-basierte Erkennung von Schlaganfall-Patienten für eine Thrombektomie und daraufhin abgestimmte Optimierung der Rettungskette“ (LESTOR)" wurde eine standardisierte und strukturierte Schlaganfallabfrage für Leitstellen- und Rettungsdienstmitarbeitende sowie Notärzt*innen konzipiert, implementiert und evaluiert. Diese Abfrage soll eine frühzeitige Erkennung von Patient*innen mit LVO während des Notrufes und am Notfallort ermöglichen um eine direkte Zuweisung in ein spezialisiertes Schlaganfallzentrum zu veranlassen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieses Beitrags ist, die Determinanten innerhalb der Interventionsimplementierung und –anwendung darzustellen. Dabei wird folgende Leitfrage untersucht: Welche hinderlichen und förderlichen Faktoren in der Implementierung und Anwendung der Schlaganfallabfrage erleben Mitarbeitende aus der Leitstelle und dem Rettungsdienst sowie Notärzt*innen?

Methode: Insgesamt wurden 24 Mitarbeitende (Stand Februar 2023) aus der Leitstelle und dem Rettungsdienst sowie Notärzt*innen mittels leitfadengestützter telefonischer Einzelinterviews während der Interventionsphase befragt. Die Tonaufnahmen der Interviews wurden wörtlich transkribiert und in Anlehnung an das inhaltsanalytische Verfahren nach Kuckartz in der Analysesoftware MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: Als förderliche Faktoren für die Interventionsimplementierung und –anwendung kann eine hohe Akzeptanz und ein hoher wahrgenommener Nutzen für die Anwender*innen identifiziert werden. Dies spiegelt sich in einer hohen Durchführungsmotivation und positiven Einstellung wider. Die leichte Verständlichkeit und Integration der Abfrage in den Arbeitsalltag fördert die Implementierung und Anwendung. Die Durchführbarkeit der Abfrage im telefonischen Setting gelingt am besten bei kooperierenden, geduldigen und jüngeren Anrufenden. Die Interventionsimplementierung und –anwendung wird jedoch durch strukturelle Aspekte (Personalmangel) beeinträchtigt. Der fehlende Blickkontakt und der damit verbundene höhere Zeitaufwand wird von vielen Leitstellenmitarbeitenden als Hindernis der Abfrage am Telefon gesehen. Alle Berufsgruppen nennen Schwierigkeiten mit der Abfrage bei kognitiv eingeschränkten, aufgeregten und wenig kooperativen Anrufenden, sowie auf Grund von teilweise fehlender technischer Ausstattung.

Diskussion: Mit Hilfe der Interviews können zentrale Determinanten für eine erfolgreiche Implementierung identifiziert werden. Disponent*innen sind durch den telefonischen Einbezug von Laien und dem fehlenden Blickkontakt bei der Telefonabfrage mit speziellen Hindernissen konfrontiert.

Implikation für die Versorgung: Die Intervention wäre bundesweit einsatzbar und könnte so die Schlaganfallversorgung flächendeckend verbessern. Ergänzend zur qualitativen Evaluation wird die Wirksamkeit der LESTOR-Schlaganfallabfrage in einem Stepped-Wedge Design quantitativ überprüft.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19053