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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Langzeiteffektivität integrierter und gestufter Versorgung psychischer Erkrankungen durch Überwindung sektoraler Behandlungsbarrieren – Ergebnisse des COMET-Trials

Meeting Abstract

  • Tharanya Seeralan - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Daniela Heddaeus - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Anne Daubmann - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Zentrum für Experimentelle Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Amra Hot - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Zentrum für Experimentelle Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Grochtdreis - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Olaf von dem Knesebeck - Institut für Medizinische Soziologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Hans-Helmut König - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Bernd Löwe - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Kerstin Maehder - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Porzelt - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Moritz Rosenkranz - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Ingo Schäfer - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Bernd Schulte - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Angelika Weigel - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Silke Werner - Institut für Medizinische Soziologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Karl Wegscheider - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Zentrum für Experimentelle Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Antonia Zapf - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Zentrum für Experimentelle Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Zimmermann - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Jörg Dirmaier - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Martin Härter - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf499

doi: 10.3205/23dkvf499, urn:nbn:de:0183-23dkvf4990

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Seeralan et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die Effektivität von integrierten und gestuften Versorgungsmodellen für psychische Störungen ist gut belegt. In einer vom BMBF geförderten Studie des Hamburger Netzwerks für Versorgungsforschung wurde ein integriertes und gestuftes Versorgungsmodell für psychische Störungen unter Berücksichtigung von Komorbiditäten (COMET) umgesetzt. Die Analysen nach 3, 6 und 12 Monaten ergaben keine Überlegenheit des COMET-Modells im Vergleich zur Regelversorgung. Eine Follow-Up Messung nach 24 Monaten soll Auskunft über die langfristige Effektivität geben.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel ist die Untersuchung der Langzeiteffektivität des COMET-Modells (Interventionsgruppe, IG) im Vergleich zur Regelversorgung (Kontrollgruppe, KG) gemessen an der Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36, Skala psychische Gesundheit) der Patient:innen nach 24 Monaten.

Methode: Prospektive, cluster-randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie. Die Patient:innengewinnung erfolgte über Hausärzt:innenpraxen; die Randomisierung auf Praxisebene. Einschlusskriterium war die Diagnose einer depressiven, Angst-, somatoformen und/oder alkoholbezogenen Störung. Die Datenerhebung umfasste einen tabletbasierten Screening- und Diagnoseprozess sowie telefonische Patient:inneninterviews zu Baseline, nach 3, 6, 12 und 24 Monaten. Mit einem ITT- Ansatz wurde in einem linearen gemischten Modell analysiert, ob die IG der KG überlegen ist. Sekundäre Outcomes waren Symptomschwere, Remission, Response und Zufriedenheit.

Ergebnisse: Von 41 Hausärzt:innenpraxen (IG: n=20; KG: n=21) nahmen n=17 Praxen der IG und n=13 der KG aktiv an der Studie teil und schlossen n=615 Patient:innen (IG: n=307; KG n=308) ein. Die adjustierte Mittelwertdifferenz der Primäranalyse unterscheidet sich nicht signifikant zwischen IG und KG (1.74 (95% Konfidenzintervall = -1.03; 4.54, p = .214). Vorläufige Ergebnisse der Sekundäranalyse deuten auf einen leichten Rückgang der Symptomschwere bei Depressions-, somatoformen und Angstsymptomen hin. Ferner erhielten Patient:innen in der IG häufiger eine fachärztliche Behandlung für psychische Erkrankungen als in der KG.

Diskussion: Die Analyse ergab keine eindeutige Evidenz für die Überlegenheit des COMET-Modells. Die Prozessevaluation weist auf Schwierigkeiten in der Umsetzung des komplexen Modells hin. Die Ergebnisse der Langzeitevaluation werden auf dem Kongress unter Berücksichtigung der Analyse von förderlichen und hinderlichen Faktoren bei der Implementierung von komplexen Versorgungsmodellen sowie der Inanspruchnahme und Umsetzung der Behandlungspfade in COMET diskutiert.

Implikationen für die Versorgung: Für zukünftige Studien ist es wichtig, die Vergleichbarkeit der untersuchten Gruppen durch Vermeidung von Selektionsverzerrungen zu gewährleisten, Ressourcen für das Qualitätsmanagement und Monitoring der Intervention einzuplanen und Kontext- und Implementierungsfaktoren stärker zu berücksichtigen. Die fehlende Evidenz für die Wirksamkeit des COMET-Modells ist daher in Hinblick auf den Gesamtnutzen von komplexen Versorgungsmodelle für psychische Störungen mit Vorsicht zu interpretieren.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GY1912