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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Wünschen sich Menschen hausärztliche Beratung zum Schutz ihrer Gesundheit bei Hitzewellen? Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung

Meeting Abstract

  • Sabrina Kastaun - Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland; Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Alina Herrmann - Institut für Allgemeinmedizin der Universität zu Köln, Köln; Heidelberger Institut für Global Health (HIGH), Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum der Universität Heidelberg, Heidelberg
  • Beate S Müller - Institut für Allgemeinmedizin der Universität zu Köln, Köln
  • Barbara Hoffmann - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Stephanie Klosterhalfen - Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Stefan Wilm - Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Daniel Kotz - Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf; Department of Behavioural Science and Health, University College London, London, United Kingdom

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf481

doi: 10.3205/23dkvf481, urn:nbn:de:0183-23dkvf4815

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Kastaun et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die Häufigkeit von Hitzewellen nimmt im Rahmen der Klimakrise zu. Sie belasten gesundheitlich vor allem vulnerable Gruppen wie Ältere, Vorerkrankte, Alleinlebende sowie Menschen in Ballungsgebieten, ungünstigen Wohnsituationen oder die sich viel draußen aufhalten. Über die hausärztliche Versorgung könnten diese Menschen individuell gut erreicht und zu schützenden Gesundheitsverhaltensweisen bei Hitzewellen beraten werden (z.B. zu aktiver Abkühlung, angepasster Flüssigkeitsaufnahme und Medikamenteneinnahme). Doch erfolgt solche Beratung selten. Für die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung diesbezüglich fehlen Daten dazu, ob und zu welchen Themen sich Menschen solche Beratung von Hausärzt:innen wünschen, und ob bestimmte Personenmerkmale mit dem Wunsch zusammenhängen.

Fragestellungen: Welcher Anteil der Menschen in Deutschland wünscht sich hausärztliche Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen? Hängen bestimmte Personenmerkmale mit dem Wunsch zusammen? Zu welchen Themen wird Beratung gewünscht?

Methode: Deutschlandweite, persönlich-mündliche Bevölkerungsbefragung von 4.212 Personen (>14 Jahre). Mittels multivariabler logistischer Regression wurden Zusammenhänge zwischen dem Beratungswunsch (ja/nein) und vorab definierten Personenmerkmalen analysiert: Alter, Geschlecht, Schulbildung (niedrig, mittel, hoch), Haushaltsnettoeinkommen, Migrationshintergrund (ja, nein), Wohnregion (ländlich, städtisch, großstädtisch), Wohnart (allein, in Gemeinschaft lebend). Die Befragten konnten aus vorgegebenen Beratungsthemen (Trinkverhalten, Ernährung, Abkühlung, Räume kühlen, Bewegung, Medikamenteneinnahme) das für sie wichtigste Thema wählen.

Ergebnisse: Von den Befragten mit hausärztlicher Anbindung und Angabe zur Fragestellung (n=4.020) gaben 23% (95%KI=22%-25%) den Wunsch nach hausärztlicher Beratung an. Weibliches versus (vs.) männliches Geschlecht (Odds Ratio (OR)=1,37, 95%KI=1,18-1,60), steigendes Lebensalter (OR=1,01 pro Jahr, 95%KI=1,01-1,02), Migrationshintergrund ja vs. nein (OR=1,67, 95%KI=1,36-2,01), großstädtische (OR=2,07, 95%KI=1,67-2,57) bzw. städtische (OR=2,17, 95%KI=1,82-2,60) vs. ländliche Region und alleinlebend (OR=1,21, 95%KI=1,03-1,42) vs. in Gemeinschaft lebend waren signifikant mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen Beratungswunsch assoziiert. Von Personen über 65 Jahre bzw. mit Migrationshintergrund wünschten sich jeweils 34% Beratung. Beratung zum Umgang mit bzw. zur Einnahme von Medikamenten war der häufigste Wunsch (25%).

Diskussion: Etwa ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands wünscht sich hausärztliche Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen. Bestimmte – teilweise eher vulnerable – Bevölkerungsgruppen, äußern diesen Wunsch häufiger. Beratung zum Umgang mit bzw. zur Einnahme von Medikamenten wird am häufigsten gewünscht.

Implikation für die Versorgung: Die vorliegende Studie liefert relevante Informationen für zukünftige Interventions- und Implementierungsforschung zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung mit Bezug auf Beratung zum klimaangepassten Gesundheitsverhalten.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ZMI1-2521DSM209