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Wünschen sich Menschen hausärztliche Beratung zum Schutz ihrer Gesundheit bei Hitzewellen? Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die Häufigkeit von Hitzewellen nimmt im Rahmen der Klimakrise zu. Sie belasten gesundheitlich vor allem vulnerable Gruppen wie Ältere, Vorerkrankte, Alleinlebende sowie Menschen in Ballungsgebieten, ungünstigen Wohnsituationen oder die sich viel draußen aufhalten. Über die hausärztliche Versorgung könnten diese Menschen individuell gut erreicht und zu schützenden Gesundheitsverhaltensweisen bei Hitzewellen beraten werden (z.B. zu aktiver Abkühlung, angepasster Flüssigkeitsaufnahme und Medikamenteneinnahme). Doch erfolgt solche Beratung selten. Für die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung diesbezüglich fehlen Daten dazu, ob und zu welchen Themen sich Menschen solche Beratung von Hausärzt:innen wünschen, und ob bestimmte Personenmerkmale mit dem Wunsch zusammenhängen.
Fragestellungen: Welcher Anteil der Menschen in Deutschland wünscht sich hausärztliche Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen? Hängen bestimmte Personenmerkmale mit dem Wunsch zusammen? Zu welchen Themen wird Beratung gewünscht?
Methode: Deutschlandweite, persönlich-mündliche Bevölkerungsbefragung von 4.212 Personen (>14 Jahre). Mittels multivariabler logistischer Regression wurden Zusammenhänge zwischen dem Beratungswunsch (ja/nein) und vorab definierten Personenmerkmalen analysiert: Alter, Geschlecht, Schulbildung (niedrig, mittel, hoch), Haushaltsnettoeinkommen, Migrationshintergrund (ja, nein), Wohnregion (ländlich, städtisch, großstädtisch), Wohnart (allein, in Gemeinschaft lebend). Die Befragten konnten aus vorgegebenen Beratungsthemen (Trinkverhalten, Ernährung, Abkühlung, Räume kühlen, Bewegung, Medikamenteneinnahme) das für sie wichtigste Thema wählen.
Ergebnisse: Von den Befragten mit hausärztlicher Anbindung und Angabe zur Fragestellung (n=4.020) gaben 23% (95%KI=22%-25%) den Wunsch nach hausärztlicher Beratung an. Weibliches versus (vs.) männliches Geschlecht (Odds Ratio (OR)=1,37, 95%KI=1,18-1,60), steigendes Lebensalter (OR=1,01 pro Jahr, 95%KI=1,01-1,02), Migrationshintergrund ja vs. nein (OR=1,67, 95%KI=1,36-2,01), großstädtische (OR=2,07, 95%KI=1,67-2,57) bzw. städtische (OR=2,17, 95%KI=1,82-2,60) vs. ländliche Region und alleinlebend (OR=1,21, 95%KI=1,03-1,42) vs. in Gemeinschaft lebend waren signifikant mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen Beratungswunsch assoziiert. Von Personen über 65 Jahre bzw. mit Migrationshintergrund wünschten sich jeweils 34% Beratung. Beratung zum Umgang mit bzw. zur Einnahme von Medikamenten war der häufigste Wunsch (25%).
Diskussion: Etwa ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands wünscht sich hausärztliche Beratung zum Schutz der Gesundheit bei Hitzewellen. Bestimmte – teilweise eher vulnerable – Bevölkerungsgruppen, äußern diesen Wunsch häufiger. Beratung zum Umgang mit bzw. zur Einnahme von Medikamenten wird am häufigsten gewünscht.
Implikation für die Versorgung: Die vorliegende Studie liefert relevante Informationen für zukünftige Interventions- und Implementierungsforschung zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung mit Bezug auf Beratung zum klimaangepassten Gesundheitsverhalten.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ZMI1-2521DSM209