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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Stellenwert einer Post-COVID-Ambulanz innerhalb der medizinischen Post-COVID-Versorgung aus Sicht von Patient:innen

Meeting Abstract

  • Lea Gölz - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Regina Poß-Doering - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Uta Merle - Universitäsklinikum Heidelberg Medizinische Klinik IV, Post-COVID-Ambulanz, Heidelberg, Deutschland
  • Sandra Stengel - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland; Universitäsklinikum Heidelberg Medizinische Klinik IV, Post-COVID-Ambulanz, Heidelberg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf477

doi: 10.3205/23dkvf477, urn:nbn:de:0183-23dkvf4777

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Gölz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Schätzungen zufolge sind bei mindestens 10 Prozent der COVID-Erkrankten Langzeitfolgen in Form von Long-COVID/Post-COVID vorhanden [1]. In Deutschland wenden sich viele Patient:innen aufgrund unzufriedenstellender Versorgung bei niedergelassenen Ärzt:innen an Post-COVID-Ambulanzen, wodurch es zu langen Wartezeiten in den Ambulanzen kommt [2]. Wissenschaftliche Publikationen zum Stellenwert von Post-COVID-Ambulanzen(PCA) im deutschen Gesundheitssystem aus Sicht von Patient:innen sind bisher nicht bekannt.

Fragestellung: Welchen Stellenwert schreiben Post-COVID-Patient:innen einer PCA innerhalb des Versorgungssystems zu und welche Erfahrungen haben sie mit der dortigen Versorgung gemacht?

Methode: Es wurden problemenzentrierte Interviews mit Patient:innen der PCA des Universitätsklinikums Heidelberg durchgeführt. Die Datenerhebung fand vom 2.11.2022 bis 28.2.2023 statt. Aktuell erfolgt die Auswertung in Anlehnung an die thematic analysis mithilfe von MAXQDA.

Vorläufige Ergebnisse: 14 Personen zwischen 22 und 57 Jahren nahmen an der Studie teil, davon 11 Frauen und 3 Männer. Es zeichnet sich ab, dass die Versorgung außerhalb der Ambulanz aus Sicht der Patient:innen durch ein Gefühl des allein gelassen Werdens, Eigeninitiative sowie in einigen Fällen durch einen wahrgenommenen Kompetenzmangel der Versorger:innen geprägt ist. Der Ablauf der Vorstellung in der PCA wurde teils als belastend und anstrengend erlebt, während die Interaktion größtenteils positiv bewertet wurde. Die Vorstellung wurde überwiegend als bedeutsam bezüglich Diagnosestellung, weiteren Versorgungsangeboten, Beantragung von pflegerischen oder Sozialleistungen und Akzeptanz der Erkrankung beschrieben. Die Patient:innen sahen unter anderem Bedarf in der Schulung von Leistungserbringer:innen außerhalb der PCA sowie in einer kontinuierlichen Versorgung in der PCA. Darüber hinaus wurde auf Personalverfügbarkeit, Leistungsvergütung und andere Rahmenbedingungen hingewiesen, welche als hinderlich für die Umsetzung einer gewünschten besseren Versorgung gesehen wurden.

Diskussion: Es ist davon auszugehen, dass der hohe Stellenwert der PCA mit der Unzufriedenheit in der Versorgung außerhalb der PCA zusammenhängt. Die erhobenen Perspektiven der Patient:innen ähneln in Teilen den internationalen Empfehlungen zu Versorgungsstrukturen bei Post-COVID bei gleichzeitiger partieller Kritisierung der aktuellen Versorgungssituation. Eine optimierte professionelle Versorgung außerhalb der PCA könnte die PCA entlasten, sodass Patient:innen früher umfassender versorgt werden und die PCA sich auf die Versorgung komplexer, schwieriger Fälle fokussieren könnte.

Implikation für die Versorgung: Für die Weiterentwicklung und Etablierung bedarfsgerechter Post-COVID-Versorgungsstrukturen sollten Perspektiven von Patient:innen einbezogen werden.

Förderung: Sonstige Förderung; Finanzierung Aufwandsentschädigung durch Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Baden-Württemberg; Förderprogramm Kooperationsverbund Hochschulmedizin BW; Durchführung in Kooperation mit Kompetenznetzwerk Präventivmedizin Baden-Württemberg


Literatur

1.
Davis HE, McCorkell L, Vogel JM, Topol EJ. Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations. Nat Rev Microbiol. 2023 Mar;21(3):133-46. DOI: 10.1038/s41579-022-00846-2 Externer Link
2.
Deutscher Bundestag. Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Long-COVID: Unterrichtung durch die Bundesregierung. Bundesdrucksache 19/32659. Berlin;2021.