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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Mixed-Methods-Evaluation eines neu entwickelten Question Prompt Sheets für Menschen mit Koronarer Herzkrankheit und psychischen und/oder kognitiven Komorbiditäten: Eine Anwendung des Technologieakzeptanzmodells

Meeting Abstract

  • Kai Keller - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Christin Leminski - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Belinda Werner - Universität zu Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Köln, Deutschland
  • Lisa Bach - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät & Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Sophie Peter - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • Frank Schulz-Nieswandt - Universität zu Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Köln, Deutschland
  • Frank Jessen - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Köln, Deutschland
  • Christian Albus - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Köln, Deutschland
  • Holger Pfaff - Universität zu Köln, Zentrum für Versorgungsforschung Köln (ZVFK), Köln, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf449

doi: 10.3205/23dkvf449, urn:nbn:de:0183-23dkvf4494

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Keller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Psychische und kognitive Störungen (mental and cognitive disorders (MCD)) stehen in Wechselwirkung mit der Koronaren Herzkrankheit (KHK) und haben negative Folgen für die Krankheitsprogression. Forschungsergebnisse zeigen, dass Empfehlungen bezüglich des Managements von MCD bei Menschen mit KHK nicht angemessen umgesetzt werden. Überdies wird auf eine unzureichende Interaktion zwischen Ärzt:innen und Patient:innen über MCD hingewiesen [1]. Question Prompt Sheets (QPS) sind strukturierte Fragelisten, die dabei helfen den Informationsfluss während einer ärztlichen Konsultation zu erhöhen. Im Rahmen dieser Studie wurde ein neues QPS für die Bedarfe von Menschen mit KHK und MCD entwickelt.

Zielsetzung: Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung gilt es die Akzeptanz und die Anwendungsbarrieren des neu entwickelten QPS zu erfassen. Dabei wird angenommen, dass ein Zusammenhang zwischen dem psychischen Leidensdruck und der Intention, das QPS zu nutzen besteht.

Methode: Es wurde ein explanatives Mixed-Methods Design durchgeführt. Für die postalische Querschnittsbefragung wurden 1924 QPS mit Einladungen zur Studienteilnahme in Gesundheitseinrichtungen im Großraum Köln disseminiert. Zur Erfassung der Akzeptanz wurde das Technologieakzeptanzmodell erstmalig auf eine analoge Gesundheitstechnologie angewendet. Der psychische Leidensdruck wurde mit dem PHQ-4 operationalisiert. Der Zusammenhang zwischen dem PHQ-4 und der Verhaltensintention wurde mit einer linearen Regression berechnet. Es wurde für die Gesundheitskompetenz und das Geschlecht adjustiert. Mit 10 Befragungsteilnehmer:innen wurden vertiefende leifadengestützte Interviews durchgeführt, um Anwendungsbarrieren zu identifizieren.

Ergebnisse: 63 Personen nahmen an der schriftlichen Befragung Teil. 43 Personen konnten in die quantitative Analyse eingeschlossen werden. Bei einem möglichen Score von 1 bis 7 wurde die Benutzerfreundlichkeit des QPS mit einem Mittelwert von M = 6,33 (SD = 0,87), der Nutzen mit M = 5,39 (SD = 1,34) und die Verhaltensintention im Median mit Mdn = 5 (IQR = 2,5) bewertet. Es wurde ein positiver Zusammenhang von r = 0,33 (p = 0,012) zwischen dem PHQ-4 Score und der Verhaltensintention adjustiert für die Gesundheitskompetenz und das Geschlecht entdeckt. Zwischenergebnisse der Interviews zeigen, dass Patient:innen die geringe Zeit während der ärztlichen Konsultation als Anwendungsbarriere wahrnehmen.

Diskussion: Die allgemein hohe Akzeptanz in der Zielgruppe stellt eine wichtige Voraussetzung für die Implementierung des neu entwickelten QPS dar. Besonders Menschen mit hohem psychischen Leidensdruck scheinen die Nutzung des QPS zu beabsichtigen.

Implikation für die Versorgung: Die zielgruppenspezifische Entwicklung von QPS kann zu einer hohen Nutzer:innenakzeptanz führen. Bei der Implementierung sollten weitere Kontextfaktoren, wie z.B. die Situation der ärztlichen Konsultation berücksichtigt werden.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GY1916


Literatur

1.
Peltzer S, Müller H, Köstler U, Schulz-Nieswandt F, Jessen F, Albus C; CoRe-Net study group. Detection and treatment of mental disorders in patients with coronary heart disease (MenDis-CHD): A cross-sectional study. PLoS One. 2020 Dec 14;15(12):e0243800. DOI: 10.1371/journal.pone.0243800 Externer Link