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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Bildungsspezifische Unterschiede bei der Rückkehr in den Beruf nach Darm- und Analkrebs: Sekundärdatenanalyse von Rehabilitationsdaten der Deutschen Rentenversicherung, 2012–2019

Meeting Abstract

  • Johannes Soff - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Deutschland
  • Clara Breidenbach - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Deutschland
  • Ibrahim Demirer - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • Christoph Kowalski - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf445

doi: 10.3205/23dkvf445, urn:nbn:de:0183-23dkvf4452

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Soff et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Darmkrebs ist mit etwa 60 000 jährlichen Neuerkrankungen die bei Männern dritt- und bei Frauen zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Verbesserungen bei der Behandlung von Darmkrebs haben dazu geführt, dass mehr Patient:innen in einem frühen Stadium diagnostiziert werden. In Folge der steigenden Überlebensrate, des Inzidenzanstiegs ab der Altersgruppe 50–54 und eines angestiegenen Renteneintrittsalters werden künftig mehr Patient:innen mit Darmkrebs im erwerbsfähigen Alter diagnostiziert werden. Bildung stellt dabei als wichtiger Indikator der sozioökonomischen Position einen relevanten Faktor für die Rückkehr in den Beruf („return to work“, RTW) dar. Derzeit liegen für Deutschland wenige Erkenntnisse über Faktoren vor, die den RTW von Patient:innen mit Darmkrebs beeinflussen können.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Studie ist es, die bildungsspezifischen Unterschiede in der Wiederaufnahme einer beruflichen Erwerbstätigkeit bei Darm- und Analkrebspatient:innen in Deutschland zu analysieren.

Methode: Zur Analyse werden die Rehabilitations- und Erwerbstätigkeitsdaten von 5410 Darm- und Analkrebspatient:innen aus dem Scientific Use File „Abgeschlossene Rehabilitation 2012–2019 im Versicherungsverlauf“ der Deutschen Rentenversicherung genutzt. Der RTW wird in zwei Ansätzen operationalisiert. Als erfolgter RTW werden zum einen Personen gewertet, die in mindestens einem der zwei Folgejahre der medizinischen Rehabilitation an 183–365 Tagen einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen. Zum anderen wird der RTW als wiederkehrendes Ereignis für die Monate bis zum Eintritt des Zensierungszeitpunktes (Versterben, Rentenbezug, Dezember 2019) modelliert.

Ergebnisse: Insgesamt erreichten innerhalb von 2 Jahren 52% der Patient:innen einen RTW. Im Beobachtungszeitraum verstarben 19%, 21% gingen in Altersrente und 12% bezogen eine Erwerbsmindernugsrente. Von allen erwerbstätigen Rehabilitand:innen, hatten diejenigen, bei denen keine Informationen zum Bildungsabschluss vorlagen mit 29% (n = 218) die geringste RTW-Quote. Personen mit Abschlüssen im Primar- oder Sekundarbereich (n = 406) sowie Personen mit einem Abschluss im postsekundaren Bereich (n = 3,035) erreichten zu 62% einen RTW. Die höchste RTW-Quote mit 72% hatten Personen mit einem tertiären Abschluss (n= 401). Bei Adjustierung für Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit der Rehabilitand:innen zeigt die Regressionsanalyse, dass ein tertiärer Abschluss im Vergleich zu einem postsekundaren Abschluss in einem signifikanten Zusammenhang zu einem erfolgreichen RTW nach 2 Jahren steht (OR 1,62; 95% CI 1,29, 2,06; p < 0,001). Zum Zeitpunkt des Kongresses werden die Ergebnisse der logistischen und wiederkehrenden Ereignismodelle vorliegen.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass nach 2 Jahren etwa die Hälfte der Darmkrebsrehabilitand:innen den RTW erreicht. Hierbei bestehen allerdings Unterschiede zwischen Personen mit und ohne akademischen Abschluss.

Implikation für die Versorgung: Zur Identifizierung von Personen mit einem erhöhten Risiko für einen gescheiterten RTW sollte der Bildungsabschluss der Rehabilitand:innen beachtet werden.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 8011 – 106 – 31/31.128.1