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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Waren die Chancen auf eine Mpox-Impfung unfair verteilt? Eine Analyse von Surveydaten zum Impfstatus

Meeting Abstract

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  • Wolfram Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Philip Oeser - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf441

doi: 10.3205/23dkvf441, urn:nbn:de:0183-23dkvf4415

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Herrmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Ab Mai 2022 kam es zu einer epidemischen Ausbreitung von Mpox insbesondere unter Männern, die Sex mit Männern haben. Ab Juli war ein Pockenimpfstoff zur Prävention von Mpox-Infektionen zugelassen. Der Impfstoff stand insbesondere zu Beginn nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Verteilung wurde in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Eine wichtige Frage ist, ob eine gerechte Verteilung erreicht werden konnte.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Welchen Einfluss hatte neben der Indikation für die Impfung der sozioökonomische Status, das Wohnumfeld und die Anbindung an eine HIV-Schwerpunktpraxis auf den Impfstatus gegen Mpox in Deutschland?

Methode: Vom 13.08. bis 31.08.2022 führten wir eine anonyme Online-Befragung in Deutschland durch. Die Umfrage wurde nach dem Schneeballprinzip über circa 60 Organisationen, die die Interessen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, queeren, inter und asexuellen (LSBTQIA) Menschen vertreten, geteilt. Teilnehmer:innen mit einer durchgemachten Affenpockenerkrankung oder ohne Angabe zum Impfstatus wurden von der Analayse ausgeschlossen. Eine Impfindikation haben wir entsprechend der RKI Empfehlung als Männer, die Sex mit Männern haben und mehr als eine:n Sexualpartner:in in den vergangenen zwölf Monaten hatten, definiert. Wir analysierten den Einfluss von Indikation, HIV-Status, Bildungsstand, Wohnumfeld und Anbindung an eine HIV-Schwerpunktpraxis auf den Mpox- Impfstatus mittels logistischer Regression. Eine Subanalyse erfolgte für die Berliner Teilnehmer:innen.

Ergebnisse: 3.338 Personen haben an der Umfrage teilgenommen, 3.177 Teilnehmer:innen wurden in die Analyse eingeschlossen. 479 (15%) hatten mindestens eine Impfung gegen Affenpocken erhalten. Den größten Einfluss auf die erfolgte Impfung hatte die Indikation (OR=15,3), gefolgt von der Anbindung an eine HIV-Schwerpunktpraxis (OR=4,1), HIV-positiv zu sein (OR=1,9) und in einer Großstadt zu leben (OR=1,7); der Bildungsstand hatte keinen Einfluss. Bei den 907 Berliner Teilnehmer:innen war das Ergebnis vergleichbar.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass einerseits die Indikation den größten Einfluss auf die erfolgte Impfung hatte, andererseits Faktoren wie Wohnumfeld und Anbindung an eine HIV-Schwerpunktpraxis auch einen Einfluss hatten, obwohl dies nicht gerecht ist. Es ergab sich kein Einfluss des sozioökonomischen Status auf den Impfstatus, jedoch nahmen nur wenige Teilnehmer:innen mit niedrigem sozioökonomischem Status an der Befragung teil.

Implikation für die Versorgung: Eine zeitnahe gerechte Verteilung von Impfstoffen bei Epidemien ist eine komplexe und herausfordernde Aufgabe. Ein Listensystem, bei dem Patient:innen fest bei Hausärzt:innen eingeschrieben sind, könnte eine gerechtere Verteilung ermöglichen.