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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Verbesserte Palliative Care Versorgung von Bewohner*innen stationärer Pflegeeinrichtungen durch Qualifizierung der Pflegekräfte – eine Interventionsstudie

Meeting Abstract

  • Franziska Radicke - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Laura Rehner - Institut für Pflegewissenschaft und Interprofessionelles Lernen, Greifswald, Deutschland
  • Britta Buchhold - Institut für Medizinische Psychologie, Greifswald, Deutschland
  • Dennis Nonnenberg - Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf434

doi: 10.3205/23dkvf434, urn:nbn:de:0183-23dkvf4340

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Radicke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: 80–90% der Menschen in Deutschland benötigen in ihrer letzten Lebensphase eine palliative Versorgung. Zunehmend werden stationäre Pflegeeinrichtungen zum letzten Wohnort der Menschen und damit zum Ort des Sterbens. Das Nichterkennen eines palliativen Versorgungsbedarfes und fachliche Unsicherheit führen zu unzureichender Qualität der palliativen Versorgung in Pflegeeinrichtungen und Bewohner*innen werden häufig zum Ende ihres Lebens hospitalisiert. Für Pflegende kann es schwierig sein, die Sterbephase und einen palliativen Versorgungsbedarf zu erkennen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Um Hindernisse und Probleme bei der palliativen Versorgung abzubauen wurde untersucht, ob eine spezielle Qualifikation der Pflegenden in Palliativ Care die Versorgung palliativer Bewohner*innen in stationären Pflegeeinrichtungen verbessern kann.

Methode: Es wurde eine clusterrandomisierte Interventionsstudie durchgeführt. Die Pflegeeinrichtungen wurden randomisiert. Pflegekräfte aus den teilnehmenden Pflegeeinrichtungen der Interventionsgruppe (IG) nahmen an der Basisqualifikation "Palliative Care" teil (40 Stunden). Ausgewertet wurden anonymisierte Daten der Pflegedokumentation der letzten 3 Monate vor dem Versterben von teilnehmenden Bewohner*innen in den Einrichtungen. Endpunkte waren Inanspruchnahme von hausärztlichen Leistungen und Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) sowie palliativ-relevante Symptome.

Ergebnisse: In den 10 teilnehmenden Einrichtungen (davon 5 in der IG) verstarben im Beobachtungzeitraum 119 Bewohnerinnen, davon 42 in der IG und 77 in der Kontrollgruppe (KG). Eine SAPV-Versorgung wurde bei 16,7% der Bewohner*innen der IG und bei 10,4% der Bewohner*innen der KG dokumentiert. Die Dokumentation verschiedener palliativer Symptome und möglicher Maßnahmen daraufhin wurden analysiert. Bei 69 Bewohner*innen (IG: 22; KG: 47) wurde Schmerz dokumentiert. Für diese palliative Symptomatik wurden in der Interventionsgruppe deutlich häufiger die Maßnahmen „Verabreichung von Bedarfsmedikation“ (IG 62,5% vs. KG 38,4% der Einträge) und „Information an die/den Hausärztin*arzt“ (IG 14,8% vs. KG 8,7% der Einträge) dokumentiert.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen Hinweise, dass eine Qualifikation in Palliative Care zum Erkennen von Symptomen und angemessenen Maßnahmen bei palliativen Bewohner*innen führt. Dass die Daten aus der realen Versorgungs- und Dokumentationspraxis stammen ist zugleich Schwäche und Stärke der Analyse: die Dokumentationskultur ist in den Einrichtungen unterschiedlich, eine standardisierte Erhebung gibt es nicht. Die Daten zeigen aber die reale Situation in den Einrichtungen.

Implikation für die Versorgung: Eine Fortbildung in Palliative Care trägt zur Verbesserung der Versorgung von palliativen Bewohner*innen stationärer Pflegeeinrichtungen bei. Wird diese Thematik bereits in der Ausbildung vermittelt und übernehmen palliative Care Beauftragte in jeder Pflegeeinrichtung die Koordination der palliativen Pflege, wird Versorgungsbedarf häufiger erkannt und es kann eine bedarfsgerechte Versorgung erfolgen.

Förderung: Sonstige Förderung; Fördermittelgeber: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern: „Regionale Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern“