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Hintergrund und Stand der Forschung: Im letzten Jahrzehnt hat sich ein Paradigmenwechsel in der Allergieprävention – weg von der Vermeidung, hin zur Induktion von Toleranz durch frühe Exposition gegenüber Allergenen – vollzogen. Das bedeutet, dass sich Eltern mit einer großen Menge und teilweise auch sich verändernden Informationen und neuen Erkenntnissen auseinandersetzen müssen, die oft im Widerspruch zu früheren Annahmen und Empfehlungen stehen. Unsere Studie ist Teil des NAMIBIO-App-Konsortiums, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine App zur Prädiktion von Nahrungsmittelallergien (NA) bei Kindern (0-3 Jahre) zu entwickeln und Eltern von Kindern mit hohem Risiko zur Prävention und frühzeitigen Toleranzinduktion anzuleiten.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Unser Ziel war es, die Perspektive von Eltern in Bezug auf Informationsverhalten, Informationsbedarf und die Anforderungen an eine App zur Prädiktion und Prävention von NA bei Kindern zu erforschen und zu verstehen.

Methode: Unsere Studie folgt einem qualitativen Ansatz mit leitfadengestützten Interviews mit Eltern von Kindern (0-3 Jahre), bei denen eine NA diagnostiziert wurde, die ein Risiko für eine NA haben oder bei denen kein Risiko bekannt ist. Wir analysierten die Daten auf Basis der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2014) und bildeten vier Hauptkategorien mit induktiven Unterkategorien.

Ergebnisse: Wir führten 30 Interviews (eines persönlich, 11 telefonisch und 18 online) mit Eltern, darunter 26 Mütter, drei Väter und ein Paar. Die Eltern suchten Informationen aus emotionalen oder rationalen Gründen und äußerten den Wunsch nach mehr Kompetenz bei der Informationssuche. Einige gaben an, keinen Informationsbedarf zu haben, während andere ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Informationen über Präventionsmaßnahmen äußerten. Als Informationsquellen für die Prädiktion und Prävention von NA wurden Gesundheitsprofessionen, Patientenorganisationen, digitale und Printmedien sowie der informelle Austausch genannt. In Bezug auf die Anforderungen an eine App wünschten sich die Eltern eine von Expert*innen bereitgestellte App, die nicht kommerziell sowie kostenlos ist und das Prinzip der Datensparsamkeit beachtet.

Diskussion: In Bezug auf die Prädiktion und Prävention von NA bei Kindern wurden unterschiedliche Bedürfnisse und Kompetenzen geäußert. Nicht alle Eltern wünschten sich Informationen zur Allergieprävention, aber diejenigen, die dies taten, hatten bzgl. der Anforderungen an eine digitale Anwendung zur Prädiktion und Prävention von Nahrungsmittelallergien klare Vorstellungen. Sie hatten wenig Bedenken, persönliche Daten in einer App anzugeben, und waren offen für die Nutzung digitaler Unterstützungsangebote bei der Prävention von Nahrungsmittelallergien bei Kindern.

Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse betonen die Notwendigkeit, das Bewusstsein für die Prädiktion und Prävention von NA zu erhöhen und die Eltern zu unterstützen, sich mit dem Thema Allergieprävention vertraut zu machen. Die geplante NAMIBIO-App könnte ein vielversprechendes Instrument sein, um dies zu erreichen.

Förderung: Sonstige Förderung; 01EA2108D