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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen: Digitales Demenzregister Bayern

Meeting Abstract

  • Nikolas Dietzel - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Erlangen, Deutschland
  • Anne Keefer - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Erlangen, Deutschland
  • Elmar Gräßel - Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • Peter L. Kolominsky-Rabas - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Erlangen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf396

doi: 10.3205/23dkvf396, urn:nbn:de:0183-23dkvf3969

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Dietzel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: 70% der Menschen mit kognitiven Einschränkungen werden in Deutschland zu Hause durch pflegende Angehörige versorgt. Verschiedene Unterstützungsleistungen können Angehörigen helfen, den steigenden Pflegebedarf der Betroffenen zu bewältigen und die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Internationale Studien zeigen jedoch, dass die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen eher gering ist. Damit die Nutzung von Unterstützungsleistungen gesteigert wird, ist es wichtig, die Faktoren zu betrachten, die eine Angebotsnutzung beeinflussen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Untersuchung ist es, Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen zu identifizieren.

Methode: Datengrundlage ist die multizentrische, prospektive Registerstudie „Digitales Demenzregister Bayern – digiDEM Bayern“. Die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen wurde mit dem Dementia Assessment of Service Needs (DEMAND) erfasst. Statistische Grundlage der Untersuchung waren deskriptive Analysen und eine multiple lineare Regression.

Ergebnisse: 683 Personen wurden in die Analyse einbezogen. Die am häufigsten in Anspruch genommenen Angebote waren die hausärztliche Versorgung (55%), gefolgt von hauswirtschaftlichen Hilfen (37%) und ambulanten Pflegediensten (34%). Signifikante Einflussfaktoren der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten (n=458) waren das Alter (b=-0,018, p=0,004) und die Belastung der pflegenden Angehörigen (b=0,023, p=0,025) sowie die kognitiven (b=-0,063, p=0,004) und die alltagspraktischen Fähigkeiten (b=-0,015, p<0,001) der Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Herausfordernde Verhaltensweisen waren kein signifikanter Einflussfaktor (b=0,004, p=0,554).

Diskussion: Insgesamt war die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen in der Studienpopulation gering, was damit zusammenhängen kann, dass sich die teilnehmenden Menschen im Frühstadium der Erkrankung befanden. Jüngere und stärker belastete Angehörige tendieren eher zur Nutzung von Unterstützungsleistungen. Betroffene Personen nehmen mehr Unterstützung in Anspruch, sofern sich die kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten verschlechtern. Gleichwohl war eine Zunahme herausfordernder Verhaltensweisen kein signifikanter Einflussfaktor.

Implikation für die Versorgung: Unterstützungsangebote können dazu beitragen, pflegende Angehörige zu entlasten und einen längeren Verbleib der Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Häuslichkeit zu gewährleisten. Wichtig ist, Angebote bereits frühzeitig an betroffene Menschen und deren Angehörige heranzutragen, bevor sich die Krankheitssymptome zu sehr verschlechtern oder die Belastung zu hoch wird.

Förderung: Sonstige Förderung; G42d-G8300-2017/1606-83