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KhaSiMiR 21 – Krankenhausstudie zur Sicherheit durch Management innerklinischer Risiken 2021–22 Ergebnisse der aktuellen Befragung zur Implementierung des klinischen Risikomanagements
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund: Klinisches Risikomanagement (kRM) in Gesundheitseinrichtungen ist die Voraussetzung zur systematischen Verbesserung der Patientensicherheit und Versorgungsqualität. Es beinhaltet Strukturen, Methoden und Instrumente zur Unterstützung aller Berufsgruppen bei der Erfassung und Abwendung von Versorgungsrisiken. Seit 2014 sind Krankenhäuser verpflichtet, kRM zu implementieren und zu kontrollieren. 2010 und 2015 wurden Studien zum bundesweiten Implementationsstand des kRM durchgeführt.
Fragestellung und Zielsetzung: Zur Erfassung des aktuellen Standes und der Weiterentwicklung wurde 2021 eine neue Befragung durchgeführt mit dem Ziel, Entscheidungstragenden Daten für die weitere Verbesserung des kRM zur Verfügung zu stellen.
Methode: Insgesamt 2.706 nach § 108 SGB V zugelassene Krankenhäuser, Psychiatrien und Rehabilitationseinrichtungen mit einem Versorgungsauftrag nach § 111 SGB V wurden gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Die Rücklaufquote lag bei 22,6% und deckte 37,5% der adressierten Einrichtungen ab. Die Fragen zu Strategien und Strukturen des kRM, zur Risikobeurteilung, -bewältigung, zum Critical Incident Reporting System und zum Verbesserungs- und Fortbildungsbedarf wurden gegenüber den Vorbefragungen aktualisiert. Neu eingeführt wurden Abschnitte zum Entlassmanagement, zur Sicherheitskultur und zum Second Victim Phänomen. OECD-Indikatoren wurden bezüglich der Berichterstattung klinischer Risiken erhoben. Ergänzend zu den quantitativen Daten wurden Freitextfragen zum Verbesserungspotential gestellt sowie eine qualitative Erhebung zu Barrieren und Förderfaktoren des kRM durchgeführt.
Ergebnisse: Gegenüber den Befragungen aus den Vorjahren sind deutliche Verbesserungen berichtet worden, insbesondere bei Strukturen und Prozessen mit regulatorischen Verbindlichkeiten oder Voraussetzungen für Zertifizierungen. Die Teilnehmenden gaben an, dass die Prozessschritte definiert und verschriftlicht sind. Allerdings wird deutlich, dass der Durchdringungsgrad des kRM noch ausbaufähig ist, z.B. bei den geringen jährlichen Meldezahlen der Critical Incident Reporting Systems (CIRS). Qualitativ erhobene Daten zu Förderfaktoren und Barrieren geben Hinweise auf die Notwendigkeit einer von der Leitung geförderten positiven ‚Fehlerkultur‘, die durch Offenheit gegenüber Alltagsrisiken, regelmäßiger Befassung mit dem kRM auf allen Ebenen und der Bereitstellung von ausreichenden Ressourcen entsteht.
Diskussion: Trotz struktureller Fortschritte bei der Implementierung des kRM besteht weiter Handlungsbedarf bei der Ausstattung mit Ressourcen und der Förderung einer positiven, d.h. nicht strafenden Sicherheitskultur, um einen höheren Durchdringungsgrad zu erreichen.
Limitationen: Die Ergebnisse beruhen auf Selbstauskünften der für das kRM Verantwortlichen, daher sind positive Verzerrungen nicht auszuschließen. Bei den Längsschnittvergleichen gab es kein Matching über die Zeitpunkte.
Implikationen für die Versorgung: Die geplante Krankenhausreform muss mit Ressourcen unterlegte Maßnahmen festlegen, die Mitarbeitenden aller Ebenen adressiert, damit eine positive Patientensicherheitskultur gelebt und optimiert werden kann.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ZMI1-2521PAT005