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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Einfluss von Low-value Medications auf die Lebensqualität, Krankenhauseinweisungen und Kosten von Menschen mit Demenz – eine Längsschnittanalyse

Meeting Abstract

  • Moritz Platen - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Steffen Flessa - Lehrstuhl für ABWL und Gesundheitsmanagement, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Stefan Teipel - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Rostock, Rostock, Deutschland; Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin Sektion für Gerontopsychosomatik und demenzielle Erkrankungen, Rostock, Deutschland
  • Anika Rädke - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Annelie Scharf - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Wiebke Mohr - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Maresa Buchholz - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland; Institut für Community Medicine Versorgungsepidemiologie und Community Health Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Rostock/Greifswald Teilstandort Greifswald, Greifswald, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf376

doi: 10.3205/23dkvf376, urn:nbn:de:0183-23dkvf3765

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Platen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Menschen mit Demenz sind häufig von Low-value medications betroffen, d. h. von Medikamenten, bei denen das Risiko eines Schadens den potenziellen Nutzen übersteigt. Low-value medications bei Menschen mit Demenz werden mit negativen körperlichen, psychologischen und finanziellen Folgen assoziiert. Allerdings wurden diese Zusammenhänge bisher noch nicht im Längsschnitt untersucht.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Studie war es daher, die Auswirkungen von Low-value medications auf patientenbezogene Ergebnisse bei Menschen mit Demenz über einen Zeitraum von 24 Monaten zu analysieren.

Methode: Die Längsschnittanalyse basierte auf n=352 Menschen mit Demenz der DelpHi-MV-Studie („Demenz: lebenswelt- und personenkonzentrierte Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern“). Die Daten wurden bei Studienbeginn sowie nach 12 und 24 Monaten erhoben. 10 Low-value medication-Behandlungen wurden in den DelpHi-MV-Daten gemessen. Mit dem 12-Item Short-Form Health Survey wurde die psychische und physische gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten bewertet. Die Krankenhausaufenthalte wurden retrospektiv für 12 Monate bewertet. Die Gesundheitskosten wurden durch standardisierte Einheitskosten monetarisiert. Multiple panel-spezifische Regressionsmodelle wurden angewendet, um die Auswirkungen von Low-value medications auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die Krankenhausaufenthalte und die Kosten zu analysieren.

Ergebnisse: Im Laufe von 24 Monaten erhielten n=182 Menschen mit Demenz (52%) mindestens einmal und n=56 (16%) kontinuierlich Low-value medications. Die Prävalenz sank von 36% bei Studienbeginn auf 29% zwei Jahre später. Die Behandlung von Menschen mit Demenz mit Low-value medications erhöhte das Risiko eines Krankenhausaufenthalts signifikant um 49% (95% CI, 1,06 OR - 2,09 OR; p=0,022), erhöhte die Gesundheitskosten um 6.810 € (95% CI, -707 € - 14.327 €; p=0,076) und verringerte die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten (b=-1,55; 95% CI, -2,76 – -0,35; p=0,011).

Diskussion: Mehr als jeder zweite Mensch mit Demenz erhielt einmal, bis zu 12 Monate oder kontinuierlich über 24 Monate Low-value medications, was sich negativ auf die von den Patienten berichtete gesundheitsbezogene Lebensqualität, Krankenhausaufenthalte und Kosten auswirkte. Während die kontinuierliche Einnahme von Low-value medications die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten verringerte, war die kurzfristige Einnahme relevant für den Anstieg der Krankenhausaufenthalte und Kosten.

Implikation für die Versorgung: Innovative Konzepte sind erforderlich, welche die verschreibenden Ärztinnen und Ärzte dazu ermutigen, Low-value medications in der Demenzversorgung zu vermeiden und zu ersetzen.