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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Interviewstudie zu Forschungsvorhaben im ÖGD – Hemmnisse und förderliche Faktoren

Meeting Abstract

  • Emily Piontkowski - Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Hannah Richter - Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Jonas Bischof - Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • David Häske - Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Stefanie Joos - Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Monika Rieger - Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf348

doi: 10.3205/23dkvf348, urn:nbn:de:0183-23dkvf3487

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Piontkowski et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Stärkung der evidenzbasierten Arbeit in Gesundheitsämtern wurde unter anderem im Pakt für den ÖGD als ein Ziel aufgenommen. Forschungsvorhaben in Gesundheitsämtern finden jedoch bislang nur begrenzt statt. Studien zeigen, dass die fehlende gesetzliche Verankerung (z.B. im ÖGDG BW) oder die mangelnden personellen und zeitlichen Ressourcen möglich Gründe hierfür sein können.

Zielsetzung: In der Interviewstudie im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts „Infektionsschutz.Neu.Gestalten“ (I.N.Ge) (ZMI1-2521FSB111) wurde der Frage nachgegangen, welche Faktoren auf Forschungsvorhaben in Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg fördernd und hemmend wirken können.

Methode: Es wurden leitfadengestützte Fokusgruppen- und Einzelinterviews mit 12 Personen (Amts- und Abteilungsleitungen, Mitarbeitende) aus Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg durchgeführt. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die meisten Interviewten schätzen wissenschaftliches Arbeiten in Gesundheitsämtern als relevant ein. Dennoch skizzieren sie unterschiedliche Hemmnisse, wie z.B. fehlende Infrastruktur (z.B. Software, Literaturzugang), zu hohe Arbeitsbelastung in Zusammenhang mit der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben im ÖGD sowie fehlende personelle, finanzielle und zeitliche Ressourcen. Zudem fehle es u.a. an einer gesetzlichen Verankerung. Außerdem wurden fehlende Anreize für wissenschaftlich motiviertes Personal genannt: fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und die Wahrnehmung eines Gesundheitsamts als nicht wissenschaftliche Institution. Laut den Interviewten hemmen fehlende Expertise im Bereich guter wissenschaftlicher Praxis (z.B. Ethikantrag, Publikation), und fehlende grundlegende Methodenkenntnisse Forschung in Gesundheitsämtern zusätzlich. Viele Interviewte äußerten den Wunsch nach Unterstützung durch universitäre Einrichtungen. Es werden verschiedene Faktoren, die Forschungsvorhaben im ÖGD positiv beeinflussen, genannt. Dies sind z.B. der Zugang zur Allgemeinbevölkerung, der vorhandene Datenschatz, potenziell nachhaltige Auswirkungen auf die Bevölkerung sowie die Evidenzgenerierung für die Arbeit des ÖGD. Zudem könnten Forschungsvorhaben als Katalysator für neue Projekte dienen und die Arbeit des ÖGD noch sichtbarer machen.

Diskussion: Die Studie zeigt, dass von den Interviewten viel Potential in Forschungsvorhaben in Gesundheitsämtern gesehen wird. Um das Ziel der Stärkung evidenzbasierter Arbeit im ÖGD zu erreichen, müssen neben der Vermittlung weiterer wissenschaftlicher Kompetenzen zusätzliche Strukturen, wie eine gesetzliche Verankerung, der Ausbau der Forschungsinfrastruktur sowie Kooperationen mit universitären Einrichtungen, weiterentwickelt werden.

Implikation für die Versorgung: Unsere Studie verdeutlicht eine Vielzahl an Hemmnissen für Forschung im ÖGD wie eine fehlende Forschungsinfrastruktur, die für die Erreichung des Ziels einer Stärkung wissenschaftlicher Arbeitsweisen, reduziert werden müssen. Zudem zeigt sie zu weckenden Potenziale der Forschung in Gesundheitsämtern, z.B. nachhaltige Aspekte bevölkerungsorientierter Forschung, auf.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ZMI1-2521FSB111