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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Wie lässt sich die hausärztliche Versorgung langfristig sichern? – Lösungsansätze aus Sicht von Allgemeinmediziner*innen

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf346

doi: 10.3205/23dkvf346, urn:nbn:de:0183-23dkvf3468

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Wangler.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Vor dem Hintergrund einer drohenden Knappheit niedergelassener Allgemeinärzt*innen wird anhaltend darüber diskutiert, mit welchen Maßnahmen die hausärztliche Versorgung dauerhaft gewährleistet werden kann. Bislang fehlt es an Arbeiten, die explorieren, wie Hausärzt*innen aus ihrer spezifischen beruflichen Erfahrung zu verschiedenen Ansätzen zur langfristigen Sicherstellung der Primärversorgung stehen und für welche Maßnahmen sie sich aussprechen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Im Mittelpunkt standen die Fragen, inwiefern Allgemeinmediziner*innen die Zukunft der hausärztlichen Versorgung als gesichert ansehen und welche Sicherungsmaßnahmen als vielversprechend und vordringlich erachtet werden.

Methode: Zwischen August 2021 und Januar 2022 wurden 64 halbstandardisierte Einzelinterviews mit Hausärzt*innen aus sämtlichen Bundesländern geführt.

Ergebnisse: Zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung regen die Interviewten die Schaffung eines Primärarztsystems bzw. die Aufwertung der hausärztlichen Stellung im Gesundheitssystem an, aber auch eine stärkere Förderung von Interesse und Berührungspunkten in Bezug auf die Hausarztmedizin in Aus- und Weiterbildung, eine Restrukturierung von Curricula und Zulassungskriterien zum Medizinstudium sowie eine Reform und Stärkung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung. Auch ein Aufbau multiprofessioneller ambulanter Versorgungszentren und die Stärkung der Delegation werden als wertvolle Beiträge angesehen.

Diskussion: Allgemeinmediziner*innen blicken mit Sorge auf die langfristige Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung. Trotz gewisser Fortschritte der letzten Jahre machen sie einen Handlungsbedarf aus. Als Hauptprobleme werden v.a. strukturelle Problematiken im Zusammenhang des deutschen Gesundheitssystems, aber auch der Aus- und Weiterbildung gesehen. Hinzu kommen etwa Defizite von (regionaler) Bedarfsplanung und Anreizförderung. Zugleich lassen die Interviews erkennen, dass Hausärzt*innen Ansätze favorisieren, die nicht immer den Schwerpunkt gängiger Expertisen ausmachen. So messen sie longitudinalen Interventionen im Verlauf des Studiums besonderen Wert bei, während eine Landarztquote nur als begrenzt hilfreich empfunden werden.

Implikation für die Versorgung: Hausärzt*innen und deren Erfahrung sollten bei der Planung, Implementierung und Evaluation von Maßnahmen zur Bekämpfung des (drohenden) Mangels von Primärversorger*innen konsequent einbezogen werden. In ärztlichen und wissenschaftsnahen Gremien sollte ihre Berufsgruppe verstärkt durch die politischen Entscheidungsträger*innen berücksichtigt werden. Auch wäre vorstellbar, dass hier aus der fachgesellschaftlichen Organisation heraus eine engere Abstimmung mit der Gesundheitspolitik von Ländern und Kommunen erfolgt.