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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Gutes Hören und Teilhabe – Perspektiven von Mitarbeitenden auf die Hörversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen

Meeting Abstract

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  • Nina Fleischmann - Hochschule Hannover – Fakultät V, Hannover, Deutschland
  • Michael Wittland - Hochschule Hannover – Fakultät V, Hannover, Deutschland
  • Melina Branding - Hochschule Hannover – Fakultät V, Hannover, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf327

doi: 10.3205/23dkvf327, urn:nbn:de:0183-23dkvf3277

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Fleischmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Hörbeeinträchtigungen können die Kommunikationsfähigkeit Bewohnender stationärer Pflegeeinrichtungen einschränken und in der Folge die Lebensqualität und soziale Teilhabe Betroffener negativ beeinflussen. Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen Hörbeeinträchtigungen und der Entstehung von Demenz und Depressionen hin. Trotz der insbesondere für ältere Bevölkerungsgruppen prognostizierten steigenden Prävalenzen sind die Kenntnisse Mitarbeitender stationärer Pflegeeinrichtungen im Umgang mit Hörbeeinträchtigungen und Hilfsmitteln unzureichend.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel ist es, Auswirkungen von Hörbeeinträchtigungen auf den Alltag von betroffenen Bewohnenden und Mitarbeitenden in stationären Pflegeeinrichtungen zu erfassen. Darüber hinaus werden Barrieren im Status quo der Versorgung erhoben, die einem guten Hören Bewohnender in stationären Pflegeeinrichtungen entgegenstehen. Es handelt es sich um ein Teilvorhaben eines Projektes zur Verbesserung der Hörversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen, das im Rahmen des Förderprogramms „Gesellschaft der Ideen – Wettbewerb für soziale Innovationen“ des BMBF gefördert wird (Förderkennzeichen: 16GDI108C).

Methode: Das Teilvorhaben umfasste sechs Fokusgruppen mit 42 Mitarbeitenden aus Pflege und Betreuung in drei stationären Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse.

Ergebnisse: Hörbeeinträchtigungen erschweren die Partizipation im Pflegeprozess und die Alltagskommunikation. Betroffene Bewohnende nehmen weniger an Gruppenangeboten teil und ziehen sich häufiger zurück. Unüberwindbare Hürden wie Fahrtwege zu Leistungserbringenden und Kosten für Hilfsmittel, die den spezifischen Anforderungen der Zielgruppe nicht gerecht werden, erschweren die Hörversorgung. Ohne die Unterstützung der An-/Zugehörigen erleben Betroffene Versorgungsbrüche, da Mitarbeitenden hierfür die zeitlichen Ressourcen fehlen. Im Hilfsmittelmanagement äußern Mitarbeitende Unsicherheiten, was auf fehlende Handhabungskompetenzen und Schulungsangebote zurückgeführt wird. Die Raumakustik in den Einrichtungen wird als mangelhaft und nicht förderlich für die Kommunikation beschrieben.

Diskussion: Verbesserungen der Versorgungs- und Finanzierungsstrukturen sind nötig, um den Herausforderungen der steigenden Prävalenz und den bestehenden Hürden im Zugang zu Hörversorgungsleistungen zu begegnen. Aktuell werden Mitarbeitende nicht ausreichend in dem Umgang mit Hörbeeinträchtigungen und Hilfsmitteln geschult, was eine adäquate Versorgung der Betroffenen erschwert.

Implikation für die Versorgung: Für eine optimale Hörversorgung in Pflegeeinrichtungen sollte eine erweiterte Versorgung vor Ort in den stationären Pflegeeinrichtungen angeboten werden. Eine Anpassung der Hilfsmittel an die Bedarfe der Zielgruppe und Schulungen könnten die Handhabungskompetenzen stärken und eine Versorgung dadurch verstetigen. Einrichtungen sollten geeignete Screening-Instrumente einführen, eine hörbeauftragte Person benennen und die Raumakustik verbessern.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 16GDI108C