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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Untersuchung des Umgangs mit Kardiotoxizität bei der Betreuung von Patient:innen, die eine Chemotherapie durchlaufen

Meeting Abstract

  • Tina Haase - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden
  • Lilly Rüthrich - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden
  • Markus Kösters - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden
  • Silvio Quick - Klinik für Innere Medizin I - Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin, Klinikum Chemnitz gGmbH, Chemnitz
  • Lorenz Harst - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf318

doi: 10.3205/23dkvf318, urn:nbn:de:0183-23dkvf3184

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Haase et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Onkologische Therapien stellen einen unabhängigen kardiovaskulären Risikofaktor dar, da sie potentiell kardiotoxisch wirken. Patient:innen unter onkologischer Therapie bedürfen daher einer kardiologischen Mitbetreuung, insbesondere bei Vorliegen weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren und stattgehabter onkologischer Therapie. Die Mitbetreuung ist jedoch komplex, da sie sektorenübergreifend mit verschiedenen klinischen Fachrichtungen erfolgt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Studie ist die Untersuchung des Umgangs von Gynäkolog:innen, Onkolog:innen und Kardiolog:innen mit Kardiotoxizität bei der Betreuung von Patient:innen, die eine Chemotherapie durchlaufen.

Methode: Es wurde eine anonymisierte, querschnittliche Befragung aller in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern niedergelassenen Kardiolog:innen, Onkolog:innen, sowie Gynäkolog:innen durchgeführt (n = 1716). Die Kontaktdaten der Fachärzt:innen stammen von den Kassenärztlichen Vereinigungen und der Zugangslink zum elektronischen Fragebogen wurde zwischen März und September 2022 per E-Mail zugesandt. Der Fragebogen umfasste 29 Fragen zu den Dimensionen: Erfahrung mit der Betreuung von Patient:innen, die eine Chemotherapie durchlaufen; Maßnahmen zu Diagnostik, Risikoassessment und medikamentöser Therapie einer Kardiotoxizität; interprofessionelle Zufriedenheit mit der Patient:innenbetreuung und Zufriedenheit mit der Leitlinie.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 132 Ärzt:innen an der Befragung teil (8% Rücklaufquote), 63 davon aus Sachsen, 22 aus Brandenburg, 16 aus Mecklenburg-Vorpommern und 14 aus Sachsen-Anhalt. Von den angegebenen Fachrichtungen (n = 128) waren 63% Gynäkolog:innen, 23% Kardiolog:innen und 14% Onkolog:innen. Bei den Gynäkolog:innen befanden sich 49% (SD = 26%) der Patient:innen und bei den Onkolog:innen 37% (SD = 33%) der Patient:innen in kardiologischer Mitbetreuung. Als häufigste Gründe dafür wurden reguläre Verlaufskontrollen und Bestimmung der Ejektionsfunktion angegeben. Mit der kardiologischen Betreuung der Patient:innen waren die Ärzt:innen eher zufrieden. Von 68 bzw. 70 antwortenden Ärzt:innen wünschten sich 56% bezüglich der kardiologischen Mitbetreuung eine Simplifizierung der Leitlinien bzw. 84% Tools für die Risikobewertung für Patient:innen, die eine Chemotherapie durchlaufen und 83% Tools für die Umsetzung daraus resultierender therapeutischer Konsequenzen.

Diskussion: Die kardiologische Versorgungsqualität von Patient:innen, die eine Chemotherapie durchlaufen, war divers, wobei aufgrund der Rücklaufquote ein Selektionsbias vorliegen könnte. Die behandelnden Ärzt:innen wünschten sich eine Simplifizierung der Leitlinien und fanden die Entwicklung von Tools für die Risikobewertung einer Kardiotoxizität für die Betreuung der Patient:innen hilfreich.

Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse der Studie können als Ausgangspunkt für die Ableitung von Implikationen zur kardioonkologischen Leitliniengestaltung oder von Versorgungsinnovationen dienen, um die Versorgungsqualität der Patient:innen, die eine Chemotherapie durchlaufen, zu verbessern.