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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Entwicklung und erste Ergebnisse eines Instruments zur Messung von Unvereinbarkeiten zwischen Lebensbereichen bei Krebsbetroffenen – Vorstellung des INCOMPAT-CS

Meeting Abstract

  • Kati Hiltrop - Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Paula Heidkamp - Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Lina Heier - Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Clara Breidenbach - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Deutschland
  • Christoph Kowalski - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Deutschland
  • Nicole Ernstmann - Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf282

doi: 10.3205/23dkvf282, urn:nbn:de:0183-23dkvf2821

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Hiltrop et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Eigene qualitative Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Krebsüberlebende Unvereinbarkeiten zwischen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Haushalt, Freizeit und Gesundheit) erleben. Diese Unvereinbarkeiten stellen eine Belastung dar, die die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen einschränken kann.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Mit dem Ziel, Unvereinbarkeiten der Lebensbereiche bei Krebsbetroffenen quantitativ messbar zu machen, wurde das aus sechs Items bestehende INCOMPAT-CS Instrument entwickelt.

Methode: Die sechs Items des INCOMPAT-CS wurden von einem multidisziplinären Forschungsteam entwickelt und basieren auf der qualitativen Grounded Theory der Unvereinbarkeiten der Lebensbereiche [1]. Eines der Items misst Schwierigkeiten, die Anforderungen der Lebensbereiche zu vereinen. Fünf weitere Items messen, welche Lebensbereiche die Krebsbetroffenen zu Gunsten anderer Bereiche einschränken (z.B. Haben Sie die Ausübung Ihrer Arbeit zu Gunsten anderer Lebensbereiche eingeschränkt? 1=überhaupt nicht, 2=wenig, 3=mäßig, 4=sehr). Die Items wurden in eine schriftliche Befragung der CARES-Studie von n=293 Krebsbetroffenen integriert. Ziel der CARES-Studie ist die Entwicklung und Evaluation eines intensivierten Beratungsprogramms in Krebsberatungsstellen zur Unterstützung bei der Wiedereingliederung und dem Verbleib in Arbeit nach Krebs. Die Teilnehmenden wurden bundesweit in 19 Krebsberatungsstellen im Rahmen der Kontrollgruppe rekrutiert und zu Beginn der Routineberatung befragt. Deskriptive Analysen und eine explorative Faktorenanalyse des INCOMPAT-CS wurden ebenso wie die Berechnung der Reliabilität (Cronbach’s α) durchgeführt.

Ergebnisse: Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 50 Jahre alt und 77% waren weiblich. Die durchschnittliche Zeit seit Diagnose lag bei 2 Jahren. In der explorativen Faktorenanalyse zeigte sich eine einfaktorielle Struktur mit einer Reliabilität von Cronbach’s α=0.79. Etwa 82% der teilnehmenden Krebsbetroffenen fanden es mäßig oder sehr schwer, die Anforderungen der Lebensbereiche nach der Diagnose zu vereinen. Insbesondere die Bereiche Freizeit, Haushalt und Arbeit wurden zu Gunsten der anderen Lebensbereiche eingeschränkt.

Diskussion: Das INCOMPAT-CS Instrument ist für die quantitative Erfassung von Unvereinbarkeiten der Lebensbereiche hilfreich. Des Weiteren können mithilfe des Instruments Lebensbereiche erfasst werden, die durch die Unvereinbarkeiten beeinträchtigt sind.

Implikation für die Versorgung: Im Rahmen von psychosozialen Unterstützungsinterventionen kann das Instrument zum Screening eingesetzt werden, um anschließend auf eine Reduktion der Belastung hinzuarbeiten.

Förderung: Sonstige Förderung; Deutsche Rentenversicherung Bund 8011 – 106 – 31/31.128.1


Literatur

1.
Hiltrop K, Heidkamp P, Breidenbach C, Kowalski C, Streibelt M, Ernstmann N. Conflicting demands, coping, and adjustment: A grounded theory to understand rehabilitation processes in long-term breast cancer survivors. Psychooncology. 2021 Nov;30(11):1957-64. DOI: 10.1002/pon.5769 Externer Link