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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Einstellungen, Erfahrungen und Teilnahmevoraussetzungen von Hausärzt*innen in Bezug auf Innovationsfonds-Modelle – quantitative und qualitative Befunde

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Michael Jansky - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf279

doi: 10.3205/23dkvf279, urn:nbn:de:0183-23dkvf2796

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Wangler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung wurde im Jahr 2015 der Innovationsfonds eingerichtet. Damit Interventionen und neue Versorgungsformen im Hinblick auf ihre Wirksamkeit erprobt werden und in die Regelversorgung übernommen werden können, bedarf es der Einbeziehung der allgemeinmedizinischen Versorgung. Bislang fehlt es an Studien, die untersuchen, welche Positionen Hausärzt*innen in Bezug auf den Innovationsfonds vertreten, inwieweit sie sich an assoziierten Projekten beteiligt haben und welche Erfahrungen sie mit einer Projektteilnahme gemacht haben.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Studie exploriert hausärztliche Einstellungen, teilnahmerelevante Erwartungen und Erfahrungen mit Blick auf Innovationsfonds-Projekte.

Methode: Im zweiten Halbjahr 2021 wurden sämtliche 13.170 als Behandler*innen aktive Hausärzt*innen in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz zu einer Online-Befragung eingeladen. 3.556 Fragebögen gingen in die Auswertung ein. Begleitend wurden Interviews mit Hausärzt*innen geführt, die über Innovationsfonds-Erfahrung verfügen.

Ergebnisse: 83% kennen den Innovationsfonds. Die Befragten verbinden ihn mehrheitlich mit Chancen und Potenzialen (u.a. Intensivierung anwendungsnaher Versorgungsforschung, unabhängige Finanzierung, Einbeziehung der Primärversorgung). Dennoch sind viele Hausärzt*innen unsicher, inwiefern die Primärversorgung längerfristig vom Innovationsfonds wird profitieren können. Hinsichtlich der Bereitschaft zur Mitwirkung an Innovationsfonds-Studien zeigen sich die Befragten gespalten. Befragte, die bereits an Innovationsfonds-Projekten teilgenommen haben (24%), ziehen eine positive Bilanz (Nutzen der Intervention, Aufwand-Nutzen-Verhältnis). Dennoch werden auch Hürden und Belastungsfaktoren berichtet, etwa Dokumentationspflichten, Eingriffe in Praxisabläufe und eine nicht immer aufwandsadäquate Honorierung.

Diskussion: Die Resultate können als Bestätigung gewertet werden, dass Hausärzt*innen heute in stärkerem Maße bereit sind, sich an empirischen Studien zur Optimierung von Versorgung zu beteiligen. Dennoch steht ein erheblicher Teil der Praxen solchen Forschungsvorhaben nicht zur Verfügung und bleibt zurückhaltend. Die von den Befragten artikulierten Anforderungen, Erfahrungen und Verbesserungswünsche mit Blick auf eine Beteiligung an Innovationsfonds-Studien gehen konform mit vorangegangenen Untersuchungen und zeigen Perspektiven auf, wie in Zukunft mehr Hausärzt*innen gewonnen werden könnten.

Implikation für die Versorgung: Um die Teilnahmebereitschaft von Hausärzt*innen an Innovationsfonds-Projekten zu erhöhen, gilt es, die Hausarztkonformität von Projekten sicherzustellen, v.a. mit Blick auf ärztliche Entscheidungsspielräume, die Limitierung von Dokumentationspflichten, die Gewährleistung von Praxisroutinen, eine stärkere Involvierung in die Forschungsplanung sowie eine Aufwertung des hausärztlichen Settings.


Literatur

1.
Heytens H, Walther F, Keßler L, Bremer D, Frenz E, Härter M, Geraedts M, Bierbaum T, Apfelbacher C, Schmitt J. Charakteristika von durch den Innovationsfonds geförderten Interventionsstudien. Gesundheitswesen. 2021;83(5): 20-37. DOI: 10.1055/a-1448-2412 Externer Link