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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Junge Pädiatrie Baden-Württemberg: „bottom-up“ für eine sektorenübergreifende und interprofessionelle Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen

Meeting Abstract

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  • Sebastian Friedrich - Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
  • Florence Junghanns - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Ulm
  • Thorsten Langer - Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf278

doi: 10.3205/23dkvf278, urn:nbn:de:0183-23dkvf2786

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Friedrich et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Im Herbst 2022 kam es in Deutschland zu einer ungewöhnlich hohen Zahl an Kindern mit viralen Atemwegsinfektionen. Das System der pädiatrischen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich wurde dadurch erheblich überlastet [1], so dass z.B. Vorgaben zur Personaluntergrenzen ausgesetzt wurden. Als Reaktion verfassten daraufhin junge Ärzt*innen aus 23 Kinderklinken in Baden-Württemberg einen offenen Brief an die Landesregierung. Daraufhin fand am 22.12.22 der Gipfel „Kindergesundheit“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg statt. Im Juli 2023 wird ein Fachsymposium „Kinder- und Jugendgesundheit“ stattfinden. Die unterzeichnenden Ärzt*innen wurden vom Ministerium dabei zur Mitgestaltung eingeladen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: In Vorbereitung auf das Symposium wurde die inhaltliche Perspektive um Angehörige anderer Sektoren und Professionen erweitert, die in die pädiatrische Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg eingebunden sind.

Methode: Ausgehend davon hat sich die Arbeitsgruppe (AG) „Junge Pädiatrie Baden-Württemberg“ konstituiert. Sie umfasst Medizinische Fachangestellte und Ärzt*innen aus pädiatrischen Praxen, Pflegekräfte und Ärzt*innen aus Universitäts- und kommunalen Kinderklinken sowie dem ambulanten Bereich, Ärzt*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderchirurgie, Mitarbeiter*innen im Rettungsdienst, Auszubildende der Krankenpflege und Medizinstudierende. Die Prozessbegleitung erfolgt durch eine geschulte Fachperson. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration finanziert die Arbeit der Gruppe.

Ergebnisse: Die AG wird konkrete Vorschläge für das Ministerium erarbeiten, zu den Themen sektorenübergreifende Versorgung, interprofessionelle Zusammenarbeit und Nachwuchssicherung in Zeiten des Fachkräftemangels erarbeiten. Im Zentrum stehen dabei die Patient*innen, Grundlage ist die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Diskussion: Aus einem konkreten Versorgungsproblem ist in diesem Beispiel eine Arbeitsgruppe entstanden, die im Auftrag der Landespolitik Vorschläge für greifbare Verbesserungen der Versorgung erarbeitet. Alle Mitglieder der AG arbeiten selbst „am Patienten“, sind also keine Funktionäre. Vertreten sind zahlreiche Gruppen, die an der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen beteiligt sind, über alle Sektoren und Professionen hinweg.

Implikation für die Versorgung: Das Beispiel zeigt, wie ein Versorgungsproblem in der Praxis wahrgenommen und politisch thematisiert wurde. Dies wurde von der Politik aufgegriffen und ein konstruktiver Prozess begonnen, in dem praktisch tätige Expert*innen gemeinsam Vorschläge zur künftigen Gestaltung der Versorgung erarbeiten werden. Die Vernetzung zwischen den Gesundheitsberufen wurde dadurch nachhaltig gefördert. Dieser Praxis-Politik-Praxis-Transfer könnte beispielgebend für lösungsorientiertes politisches Handeln in der Gesundheitspolitik sein.


Literatur

1.
Atemwegsinfektionen überlasten Kinderkliniken. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). [Aktualisiert am 01.12.2022]. Verfügbar unter: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/rs-virus-kinderkliniken-sind-wegen-atemwegsinfektionen-ueberlastet-18501413.html Externer Link