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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Bezugspersonen als Co-Therapeut*innen in der Rehabilitation des eigenen Kindes. Wie zufrieden sind sie? Eine qualitative Erhebung

Meeting Abstract

  • Judith Stumm - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Sandra Fahrenkrog - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Laura Klüpfel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Madeleine Stanek - Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer, Deutschland
  • Karla Spyra - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf268

doi: 10.3205/23dkvf268, urn:nbn:de:0183-23dkvf2682

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Stumm et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die medizinische Rehabilitation von Kindern gewinnt aufgrund steigender Prävalenzen chronischer Erkrankungen an Bedeutung. Sie stellt neben der ambulanten und akutmedizinischen Versorgung eine wichtige Säule in der Versorgung chronisch kranker Kinder dar. Eltern und andere Bezugspersonen sind besonderen Belastungen und Anforderungen ausgesetzt und benötigen einen großen Bedarf an Unterstützung. Diese sind u.a. auf den Umgang mit der Erkrankung des Kindes sowie der Bewältigung des Alltags zurückzuführen und gehen häufig mit gesundheitlichen Problemen einher. Um zu einem nachhaltigen Rehabilitationserfolg des Kindes beizutragen, werden im Rahmen von Begleitpersonenprogrammen (BPP) die Bezugspersonen in die Therapie der Kinder als sogenannte Co-Therapeut*innen mit einbezogen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist die Evaluation des BPP von zwei Rehabilitationskliniken hinsichtlich der Zufriedenheit der begleitenden Bezugspersonen und möglichem Optimierungspotential.

Folgende Fragestellungen sollen beantwortet werden:

  • Wie zufrieden sind die begleitenden Bezugspersonen mit dem BPP und wie wird es angenommen?
  • Welches Optimierungspotential hat das BPP?

Methode: Es wurden 24 Telefoninterviews mit 12 begleitenden Bezugspersonen zu zwei Erhebungszeitpunkten, zu Beginn und 6 Wochen später zum Ende ihres Rehaaufenthalts, geführt. Die Wahl dieser methodischen Vorgehensweise begründet sich in der Untersuchung des Prozesscharakters hinsichtlich der Erwartungen der begleitenden Bezugspersonen an ihre Teilnahme am BPP zu Beginn- sowie der Zufriedenheit und Erfüllung der Erwartungen zum Ende des Rehaaufenthalts. Die Interviews wurden audiodigital aufgenommen, anonymisiert transkribiert und inhaltsanalytisch anhand der Framework Analyse ausgewertet.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Abstract-Einreichung liegen noch keine finalen Ergebnisse vor. Folgende Ergebnisse werden erwartet: Die begleitenden Bezugspersonen wurden vorab nicht ausreichend über ihre Teilnahme an dem BPP informiert. Zwar hat der Rehaerfolg ihres Kindes Priorität vor der eigenen Teilnahme, dennoch besteht der Wunsch nach Ruhe und Entspannung durch die „Flucht“ aus dem Alltag sowie nach Unterstützung und nachhaltiger Entlastung in der häuslichen Umgebung. Der Austausch mit anderen begleitenden Bezugspersonen spielt eine wichtige Rolle während des Gesamtaufenthalts und kann nur bedingt in dem gewünschten Rahmen und Umfang umgesetzt werden.

Diskussion: Die fehlende Information und Aufklärung über die Bedeutung und die Ziele der Teilnahme am BPP haben Einfluss auf die Erwartungen an und die eigene Wahrnehmung des BPP Individuelle Erwartungen und Lebenslagen der begleitenden Bezugspersonen sollten in der Programmgestaltung berücksichtigt werden, um mögliche, sich daraus ergebende Probleme adäquat angehen zu können.

Implikation für die Versorgung: Der Einbezug von Bezugspersonen in die Therapie des Kindes ist ein wichtiger Aspekt für den Erfolg der Rehabilitationsleistung. Ein zielgruppenorientiertes Programm kann einen nachhaltigen und langfristigen Mehrwert für die Begleitpersonen und ihre Kinder darstellen.

Förderung: Sonstige Förderung; 423-01-3310