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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Erfolgreiche Ansätze zur Überwindung methodischer Herausforderungen der Evaluation neuer Versorgungsprojekte – Update der Evaluation komplexer Interventionen – am Beispiel des Innovationsfondsprojektes MSnetWork

Meeting Abstract

  • Sandra Meyer-Moock - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Susan Raths - Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • Barbara Prodanovic - Berufsverband Deutscher Neurologen e.V., Berlin, Deutschland
  • Bernward Siebert - VDBW e.V., Karlsruhe, Deutschland
  • Katharina Strunk - GWQ ServicePlus AG, Düsseldorf, Deutschland
  • Katrin Hinkfoth - Berufsverband Deutscher Neurologen e.V., Berlin, Deutschland
  • Steffen Flessa - Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • Thomas Kohlmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf234

doi: 10.3205/23dkvf234, urn:nbn:de:0183-23dkvf2345

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Meyer-Moock et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Neue Versorgungsformen zeichnen sich vielfach durch ein Bündel komplexer Interventionen aus, deren Wirksamkeit bei Förderung durch den Innovationsfonds durch eine wissenschaftliche Evaluation nachgewiesen werden muss.

Fragestellung und Zielsetzung: Am Beispiel des Projektes MSnetWork wird der Frage nachgegangen wie Implementierung und Durchführung einer komplexen Intervention mit begleitender Evaluation gelingen können. MSnetWork verfolgt das Ziel, die Arbeitsfähigkeit an Multipler Sklerose erkrankter Patient*innen zu erhalten und die Teilhabe am selbstbestimmten Leben positiv zu beeinflussen. Im Zentrum eines neu etablierten Netzwerks koordiniert der*die Neurolog*in ein Bündel an Leistungen: arbeitsmedizinische Maßnahmen, Psychoedukationsprogramm, rechtliche/psychosoziale Beratung, Rehabilitationsangebot.

Methode: Die Evaluation der 24-monatigen Intervention erfolgt im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie. Primärer Endpunkt sind die durch die MS bedingten AU-Tage. Neben der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie weiteren medizinischen, psychologischen und ökonomischen Parametern gehen als sekundäre Endpunkte die Erwerbsprognose und die Patientenzufriedenheit in die Evaluation ein.

Ergebnisse: Es wurden methodische Herausforderungen identifiziert, zu deren Überwindung maßgeblich folgende Maßnahmen beigetragen haben:

1.
Stärkung der Governance durch eine intensive Koordination und Kommunikation auf der Ebene der versorgungsgestaltenden Schnittstellen. Neue Strukturen und Kommunikationswege, u.a. mittels einer elektronischen Patientenakte (ePA), ermöglichen die Zusammenarbeit von Akteuren aus Bereichen, die im Rahmen einer GKV-Behandlung bisher nicht gemeinsam agierten.
2.
Die Daten gesundheitswissenschaftlicher und -ökonomischer Endpunkte werden mittels eines breitbandigen Instrumentariums durch ein multiples Evaluationsteam erhoben, um den Evaluationsebenen (medizinisch, arbeitsmedizinisch, psychologisch und ökonomisch) gerecht zu werden. Zudem erfolgt ein engmaschiges Monitoring der Datenerfassung und die kontinuierliche Erinnerung zur Dokumentation von Leistungen zur Erreichung der Datenvollständigkeit.
3.
Begleitend: Öffnung des Projektes durch regionale Ausweitung und für andere Versicherte durch Behandlungsverträge nach § 630a BGB sowie Verlängerung des Rekrutierungszeitraums um sechs Monate.

Diskussion: Hochkomplexe und stark interdisziplinäre Versorgungsformen und deren Evaluation erfordern eine intensive, kooperative Prozessgestaltung der beteiligten Akteure. Fallzahlen und Schnittstellenprobleme stellen die größten Hürden im Rahmen der Implementierung und Durchführung dar. Die digitale Dokumentation erleichtert die Kommunikation der Beteiligten und ermöglicht im Rahmen der begleitenden Evaluation zeitnah auf Verzögerungen zu reagieren. Unabdingbar ist die durchdachte Ausgestaltung der ePA mit Möglichkeiten der Nachbesserung im Prozess.

Implikation für die Forschung: Ansätze zum Umgang mit methodischen Herausforderungen hochkomplexer Interventionen liegen in intensiver Kooperation und frühzeitigem Eingreifen in die planerischen und organisatorischen Prozesse.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF20025