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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

KontextSucht-Begleitforschung (KS-BF) – eine stationäre Intervention (KSI) für abhängigkeitserkrankte Eltern mit und ohne Begleitkinder

Meeting Abstract

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  • Ananda Stullich - Technische Universität München, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland
  • Laura Hoffmann - Technische Universität München, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland
  • Matthias Richter - Technische Universität München, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf232

doi: 10.3205/23dkvf232, urn:nbn:de:0183-23dkvf2324

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Stullich et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: In Deutschland leben mindestens drei Millionen Kinder und Jugendliche mit einem abhängigkeitserkrankten Elternteil zusammen [1]. Kinder aus abhängigkeitsbelasteten Familien sind vielfältigen Risiken ausgesetzt, die sich negativ auf ihren Gesundheitszustand auswirken können [1], [2]. Daher ist es essenziell, die stationäre Versorgung abhängigkeitserkrankter Eltern mittels evidenzbasierter Konzepte und Interventionen zu optimieren.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Die KontextSucht Intervention (KSI) soll die Stabilität der Eltern (mit und ohne Begleitkinder ≤ 14 Jahren) hinsichtlich ihrer Abhängigkeitserkrankung verbessern und infolgedessen die Gesundheit der Familien positiv beeinflussen. Die KSI wird im Rahmen des Modellvorhabens rehapro in Kooperation mit der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Mitteldeutschland und zwei Interventionskliniken durchgeführt sowie durch die Technische Universität München evaluiert. Ziel der KS-BF ist es, die Intervention einer Machbarkeitsuntersuchung (MU) (Optimierungsbedarfe und Zielgruppenbeschreibung) sowie Nutzenabschätzung (NA) (Evaluation von KSI) zu unterziehen. Es wird davon ausgegangen, dass sich Gesundheit und das Abhängigkeitsverhalten von Eltern und ihren Kindern wechselseitig beeinflussen und über die KSI verbessert werden können.

Methode: Die Evaluation von KSI erfolgt durch eine Mixed-Methods-Studie. In die quantitative Befragung werden über den gesamten Evaluationszeitraum bis zu 790 deutschsprachige Rehabilitand*innen der DRV eingeschlossen. Zusätzlich werden im Rahmen der qualitativen Untersuchung etwa 100 leitfadengestützte (Expert*innen-)Interviews geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet [3]. Zudem werden auch Akteur*innen der ambulanten Schnittstellen im Eltern-Kind-Suchthilfesystem befragt. Ergänzt werden die gewonnenen Erkenntnisse durch qualitative Befragungen in vier Vergleichskliniken ohne evidenzbasierte, familienzentrierte Gesamtkonzepte. Die MU nutzt ein Querschnittsdesign, wohingegen für die NA qualitative und quantitative Längsschnittdaten erhoben werden.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der MU werden genutzt, um die KSI zu optimieren und durch wertvolle Bausteine zu ergänzen. Die Ergebnisse der NA treffen Aussagen über den Nutzen der KSI und tragen dazu bei, eine wissenschaftlich fundierte Entscheidung über die multizentrische Verstetigung der KSI zu treffen.

Diskussion: Mögliche negative Auswirkungen von abhängigkeitserkrankten Eltern auf ihre Kinder sind international unstrittig. Der daraus abgeleitete Versorgungsbedarf der evidenzbasierten KSI im stationären Setting wird durch bisher fehlende Konzepte begründet.

Implikation für die Versorgung: Die KSI bietet einen Ansatz der evidenzbasierten Verbesserung der familienfokussierten, stationären Entwöhnungsbehandlung von Rehabilitand*innen mit Abhängigkeitserkrankung, für einen Versorgungsbereich, der bisher wenig Beachtung erfahren hat. Auf diese Art und Weise können zukünftig die Versorgung und daraus resultierend die Gesundheit, Lebensqualität und Funktionalität betroffener Familien verbessert werden.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 662S0053X1-1


Literatur

1.
Klein M, Thomasius R, Moesgen D. Kinder von suchtkranken Eltern ‐ Grundsatzpapier zu Fakten und Forschungslage. In: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, ed. Kinder aus suchtbelasteten Familien. Rostock; 2017.
2.
Moesgen D, Klein M, Dyba J. Abhängigkeitserkrankungen und Elternschaft – Herausforderungen und Möglichkeiten der Hilfe. Suchttherapie. 2017;18:65–72. DOI:10.1055/s‐0043‐103060 Externer Link
3.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. 12. Aufl. Wieselburg: Beltz Verlagsgruppe; 2015.